28.02.2020

Frauen 1: Es sind viele Tränen geflossen

Einer der schönsten Momente in der Rückrundenvorbereitung war das Comeback von Larissa Galvez Estrada nach 1,5 Jahren Verletzungspause. Wir sprachen mit ihr über die nicht sehr leichte Zeit der Ungewissheit über ein sportliches Comeback-

"Das Gefühl wieder spielen zu können, ist kaum zu beschreiben", sagt Larissa Galvez Estrada nach ihrem Pflichtspieldebüt im Hessenpokal gegen den TSV Heiligenrode für Eintracht Frankfurt nach 18 Monaten Verletzungspause. Das Debüt gelang ihr hervorragend mit 2 Toren und einer Torvorbereitung.Ein kalter Dezembertag in Frankfurt, im Leistungszentrum der Eintracht ist fast nichts los wegen der aktuellen Winterpause. Eifrig am Trainieren im dortigen Kraftraum ist Larissa Galvez Estrada. Die 21jährige Offensivspielerin sieht Licht am Ende des Tunnels nach nun 1,5 Jahren Verletzungspause. Für diese Rückkehr auf das Fußballfeld hat sie sich hart gequält und auch in dieser Winterpause wird viel Schweiß im Kraftraum bleiben.Mit viel Optimismus kehrte Larissa Galvez Estrada im Sommer 2018 aus den USA zurück, Ziel mit Eintracht Frankfurt eine starke Saison in der Regionalliga spielen und den Aufstieg in Liga 2 zu schaffen. In der Sommervorbereitung treten immer wieder Schmerzen bei ihr auf und die Folge daraus regelmäßiges Aussetzen im Training. "Am Anfang bin ich von Arzt zu Arzt gegangen und keiner konnte mir so richtig sagen, was ich hatte" so Larissa. Diese Ungewissheit wirkte sich auf ihr Gemüt aus, "im privaten Leben hat es sich sehr auf meine Launen ausgewirkt." Endlich folgte die Diagnose: Schambeinentzündung und Anrisse an den Adduktoren am Sehnenansatz. In Rücksprache mit dem Arzt entschied sie sich für eine konservative Therapie. Viel Geduld war in dieser Zeit notwendig, sehr schwierige Momente für die ehrgeizige Offensivspielerin. "Meine Eltern mussten in dieser Zeit sehr leiden, meine Launen mussten sie aushalten und dennoch bin ich ihnen unendlich dankbar für ihre Unterstützung in dieser nicht so leichten Zeit" erzählt die sympathische Spielerin rückblickend. Am Ende der Therapiezeit ein erneuter Rückschlag, die Behandlung hat keinen Erfolg gebracht, "es war wie ein Schlag ins Gesicht und ich musste mich wieder neu motivieren, neue mentale Stärke aufbringen, um weiterzumachen."In diesen Momenten flossen viele Tränen, aber aufgeben war nie eine Option für sie: "Jeder weiß von sich, was er kann und was er erreichen möchte. Was ich bisher sportlich erreicht habe, reicht mir noch nicht. Ich will einfach mehr. Daher war Aufgeben kein Gedanke, dazu war der Wille zu groß."Ende April 2019 kam sie in die Lutrina Klink in Kaiserslautern zu Dr. med. Sascha Hopp, der nun mit einem operativen Eingriff die Heilung erzielen will. "Dr. Hopp und sein Praxisteam haben mich damals sehr gut betreut, ich habe mich wohl gefühlt und rückblickend bin ich sehr froh, dass ich ihm vertraut habe", so Larissa Galvez Estrada. Nach erfolgter Verheilung startete ein umfangreiches Reha-Programm mit täglichen Trainingseinheiten im Reha-Zentrum, Kraftraum und bei Waldläufen. Der Optimismus war in der Studentin zurück: "Ich hatte meine Ziele fest vor den Augen, wie den Punkt, das noch nicht alles erreicht ist, mit dem ich sportlich zufrieden bin. Da geht noch mehr. Mir hat auch sehr der Glaube geholfen, insbesondere das Denken an meine verstorbenen Großeltern und die Hoffnung, dass sie mich irgendwie von oben leiten und unterstützen."Der Fußball spielt bei Larissa Galvez Estrada seit ihrem achten Lebensjahr eine große Rolle. Angefangen hat sie in Bad Soden dem runden Leder nachzujagen, später der Wechsel in die U15 des FFC Frankfurt. Dort spielte sie mit der U17 in der Bundesliga und schnupperte in der zweiten Mannschaft mit 26 Spielen Zweitligaluft. Dann der Wechsel ins College in Louisiana, um neue Erfahrungen zu sammeln. Im Bereich Ausdauer, Schnelligkeit und Kraft lernte Larissa Galvez Estrada fußballerisch hinzu. Bis dahin war ihr Spiel geprägt von ihrer Balltechnik, Spielverständnis und Schnelligkeit, Tugenden, die sie zu einer sehr guten Nachwuchsspielerin machten.Wichtige Eigenschaften sind bei der jungen Sportlerin Disziplin und Ehrgeiz. Diese waren nicht nur bei ihrer Verletzungspause wichtige Ankerpunkte, sondern auch in ihrem Medizinstudium. Im Herbst 2018 startete sie in Frankfurt das anspruchsvolle Studium: "Das Medizinstudium ist schon sehr lernintensiv. Ich bin sehr ehrgeizig und lerne auch konsequent für die Klausuren. Jetzt bin aber auch froh, dass der Fußball wieder zurück ist in meinem Leben, da er ein sehr guter Ausgleich zum Studium ist. Am Anfang ohne Fußball hat das Studium mehr gestresst, als aktuell mit dem Sport. Durch den Fußball kann ich sehr gut abschalten. Drei Semester habe ich fast geschafft, aktuell reizt mich die Chirurgie. Ich möchte später eine medizinische Fachrichtung haben, in der ich sehr gut bin."Zielorientiert blickt sie auch im Fußball schon voraus, "In dieser Saison möchte ich gerne mit dem Team Meister werden. Wir haben diese Chance. Persönlich möchte ich wieder dahinkommen, wo ich vor meiner Verletzung war und dieses Niveau weiter verbessern. Vor meiner Verletzung war ich ein Kopfmensch, habe mir viele Gedanken gemacht. Jetzt genieße ich das Spiel, will auf dem Platz Spaß haben. Ich strebe dennoch an, höher zu spielen als in der Regionalliga und möchte den Fußball wieder mehr in meinen Fokus stellen."Das Team und Trainer Christian Yarussi sind froh, Larissa Galvez Estrada mit ihrer positiven Ausstrahlung und ihrem fußballerischen Können wieder dabei zu haben!Fotos: Bernd Höppler (Akzent-Foto), Denis Michel Biesold