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19.05.2025
Frauen

„Wollen im Kader neue Reize setzen“

Die Technische Direktorin Katharina Kiel blickt auf die abgelaufene Saison zurück, spricht über die Kaderplanung und gibt einen Überblick über die übergeordneten Ziele.

Katharina, die Saison 2024/25 ist nun für unsere ersten drei Frauenteams zu Ende. Wie blickst du auf diese zurück?

Unterm Strich mit einem positiven Blick, weil wir, auf den Ligabetrieb bezogen, alle unsere Ziele, die wir uns vor der Saison gesteckt haben, auch erreicht haben. Unsere U20 hat in der 2. Frauen-Bundesliga erneut eine sehr gute Saison gespielt mit einem herausragenden sechsten Tabellenplatz, ohne jegliche Abstiegsgefahr. Die dritte Mannschaft konnte darüber hinaus die Klasse in der Regionalliga halten, entsprechend sind wir auch in der kommenden Saison mit drei Teams in den ersten drei Ligen vertreten, was vor allem in Sachen Nachwuchsförderung ein wichtiger Faktor ist. Mit der ersten Mannschaft mussten wir mit dem frühen Aus in der Champions League beim Miniturnier auf Island einen großen Rückschlag verdauen. Die Mannschaft hat dann aber Charakter bewiesen und eine sehr, sehr gute Hinserie in der Bundesliga gespielt und diese mit der Herbstmeisterschaft gekrönt. Diese sehr gute Ausgangsposition zum Jahreswechsel konnten wir dann allerdings nicht halten und am Ende hat uns bedauerlicherweise ein Punkt für die Vizemeisterschaft und die damit verbundene direkte Qualifikation für die Ligaphase der UWCL gefehlt. Gerade aufgrund unseren attraktiven Offensivfußballs, mit dem wir nicht nur unsere eigenen Fans, sondern sicher auch den Frauenfußball insgesamt begeistern konnten, hätten wir ein besseres Ergebnis sicherlich verdient. Aber am Ende ist Fußball ein Ergebnissport und da tun gerade Spiele wie in Freiburg (2:3 nach 2:1-Führung) extrem weh in der Endabrechnung. In all diesen Phasen, in jedem einzelnen Spiel, war der Support unserer Fans allerdings herausragend. Diese Unterstützung ist wirklich einmalig und ganz besonders in Deutschland.

Dennoch: Welche Gründe wurden denn intern ausgemacht für die schwächere Rückserie?

Grundsätzlich sind es im Vergleich von Hin- zu Rückserie nur zwei Punkte Unterschied. Auch in der Hinserie haben wir mit der 0:1-Heimniederlage gegen Bremen einen Ausrutscher drin gehabt. Der große Unterschied lag allerdings darin, dass wir in der Hinrunde unsere Spiele gegen die direkte Konkurrenz Unentschieden (1:1 beim FC Bayern) gespielt oder gewonnen (3:0 gegen den VfL Wolfsburg) haben, was sich dann auch in der Tabelle ausgewirkt hat. In der Rückrunde waren wir in den direkten Spielen wieder weiter weg und so auch am Ende in der Tabelle. Dass wir in der zweiten Halbserie auch mit einigen Ausfällen zu kämpfen hatten, ist sicherlich auch Teil der Wahrheit, Spiele wie in Freiburg dürfen aber ganz unabhängig von der Personallage nicht passieren.

Wir werden auch in Zukunft vermehrt auf Spielerinnen setzen, die Potenzial mitbringen, um bei Eintracht Frankfurt zu wachsen und hier die nächsten Schritte zu gehen.

Katharina Kiel

Extern wird nun auch von einer regelrechten „Spielerinnenflucht“ gesprochen. Wie bewertest du die Kadersituation?

Der Umbruch fällt in diesem Sommer bei uns, aber auch bei vielen anderen Klubs, einen Tick größer aus als in den vergangenen Jahren. Nicht zuletzt durch das stetig wachsende Niveau, was sich auch in der Konkurrenzsituation auf dem Transfermarkt zeigt. Von den sechs Abgängen verlassen uns allerdings nur drei Spielerinnen, die in den vergangenen Jahren Stammspielerinnen bei uns waren. Mit Tanja verlässt uns die langjährige Kapitänin, was in der Außendarstellung natürlich Gewicht hat. Dass eine Spielerin nach neun Jahren eine neue Herausforderung sucht, ist aus meiner Sicht auch verständlich. Und ihre persönliche Situation hat sich im Vergleich zu den Vorjahren durch die erhöhte Konkurrenzsituation im zentralen Mittelfeld auch verändert. Den Abgang von Stina Johannes konnten wir mit der Verpflichtung von Sophia Winkler eins zu eins ersetzen. Sophia bringt ein enormes Potenzial mit und ist aus meiner Sicht die aufstrebende Torhüterin im deutschen Fußball. Ihre Verletzung ist für uns und vor allem auch für sie maximal bitter, aber das werden wir als Klub kompensieren. Mit Ereleta Memeti haben wir zudem bereits auf den früh feststehenden Abgang von Barbara Dunst reagiert. Ereleta hat im Mittelfeld das gewisse Etwas und wird unserem Spiel sehr gut tun und hat gleichzeitig noch Entwicklungspotenzial. Die Erwartungshaltung, dass wir Leistungsträgerinnen nur mit gestandenen Spielerinnen ersetzen, wollen und werden wir nicht erfüllen. Wir werden auch in Zukunft vermehrt auf Spielerinnen setzen, die Potenzial mitbringen, um bei Eintracht Frankfurt zu wachsen und hier die nächsten Schritte zu gehen.

Warum fällt der Umbruch in diesem Sommer denn größer aus als zuletzt?

Weil wir ihn als Klub unabhängig von einzelnen Spielerinnen bewusst forciert haben, um nach vielen Jahren in einer ähnlichen Konstellation auch neue Reize zu setzen und die Chance zu nutzen, auch innerhalb der Mannschaft die Kultur nochmal zu verändern. Mit dem großen Ziel, eine noch größere Leistungskultur zu etablieren, gepaart mit einer Siegermentalität. Dafür braucht es noch mehr Konkurrenzkampf und noch mehr Reibungspunkte. Dass sich die Mädels darüber hinaus gut verstehen, als Team funktionieren, schließt sich nicht aus. Aber am Ende befinden wir uns im Profisport, in dem das maximale Leistungsprinzip gelten muss. Leistung fordern und fördern, darum geht es. Wir haben drumherum hervorragende Bedingungen geschaffen, die wir auch in Zukunft weiter optimieren werden. Jetzt gilt es, weitere Hebel zu finden und zu nutzen, um die Entwicklung weiter voranzutreiben und unabhängiger zu werden.

In unserer U20-Mannschaft haben sich diverse Talente in den Fokus gespielt, deren Entwicklung wir sehr genau beobachten.

Katharina Kiel

Welche Aktivitäten sind denn auf dem Transfermarkt noch geplant?

Mit dem Kern des Kaders sind wir bereits sehr zufrieden. Neun der elf Spielerinnen, die zuletzt in der Startelf standen, haben auch in der kommenden Saison gültige Verträge. Darüber hinaus gilt es nun, den Kader so aufzustellen, dass er im besten Fall auch in der Breite die Mehranzahl der Spiele, die wir zum einen hoffentlich durch die Ligaphase der UEFA Women’s Champions League, aber auch durch die Ligaaufstockung haben werden, erfolgreich meistern kann. Dafür werden wir aber auch den Fokus vermehrt auf den eigenen Nachwuchs legen. In unserer U20-Mannschaft haben sich diverse Talente in den Fokus gespielt, deren Entwicklung wir sehr genau beobachten. Es wäre zu wünschen, dass hier die eine oder andere Spielerin den Sprung schafft. In den Transfermarkt wird in diesem Jahr sicherlich auch durch die EURO noch einiges an Bewegung reinkommen. Wir sind bestens vorbereitet und werden ganz gewiss wieder eine sehr gute Mannschaft zum Saisonstart zusammenhaben.

Mit welchen übergeordneten Zielen gehen wir die Zukunft denn an?

Für uns als Eintracht Frankfurt Frauen ist es wichtig, dass wir, wie der Frauenfußball in Deutschland insgesamt, ein sich selbst tragendes Ökosystem werden und unser Einnahmen- und Ausgabenverhältnis im Einklang steht. Das werden nur erreichen, wenn wir auch wirtschaftlich denken und gesund sowie nachhaltig wachsen. Dazu gehört auch, dass wir in allen Bereichen kreative Ansätze suchen und finden, um dieses Wachstum zu fördern. Ein essenzieller Part ist und bleibt dabei aber die Entwicklung von Spielerinnen, die Steigerung von Marktwerten und letztlich auch situativ das Erwirtschaften von Transfererlösen. Dass wir Spielerinnen mit einem gewissen Marktwert ablösefrei verlieren, soll in Zukunft auch die Ausnahme werden. Unser Ziel muss es sein, den Frauenfußball mit den genannten Faktoren, aber auch mit all seinen Besonderheiten, mit dem was ihn einzigartig macht, weiterzuentwickeln und die eigene Identität zu fördern, um kontinuierlich und nachhaltig zu wachsen. Wir sind überzeugt, dass wir damit eine Position der Stärke und Unabhängigkeit erreichen können.