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24.05.2022
Frauen-Bundesliga

„Wir sind eine großartige Familie“

Nach Abschluss der Saison erzählt Trainer Niko Arnautis von seinen persönlichen Highlights der vergangenen Spielzeit und spricht über die Besonderheit der Unterstützung durch Fans und Verein.

Niko, ihr habt die FLYERALARM Frauen-Bundesliga-Saison als Dritter abgeschlossen und spielt daher die UEFA-Women’s-Champions-League-Qualifikation - wie zufrieden bist du mit der Spielzeit?

Ich bin sehr zufrieden. Nicht nur die Art und Weise, wie wir Fußball gespielt haben, hat mich, uns begeistert, sondern auch diese rasante Entwicklung der einzelnen Mädels, und des gesamten Teams über die gesamte Saison. Der eine oder andere knappe Sieg hat mir gezeigt, dass wir einen gewissen Reifeprozess durchlaufen haben, der dazu geführt hat, dass wir am Ende sehr viele Spiele gewinnen konnten. Was mich ebenso begeistert, ist das unglaubliche Miteinander im Team: Wie sich alle, Stammspielerinnen, Ersatzspielerinnen, verletzte Spielerinnen, Trainer und Staff, gegenseitig nach vorne gepusht haben – von Anfang an in der Saison, bereits im Trainingslager in Bad Hersfeld. Die Motivation und die Gier, etwas zu erreichen, war sehr groß. Gerade nach dem Pokalfinale im vergangenen Jahr. Man darf nicht vergessen, dass die eine oder andere Spielerin verletzungsbedingt mitten in der Saison ausgefallen ist, beispielsweise Camilla Küver oder Virginia Kirchberger. Da haben wir im Winter dementsprechend nachjustiert. Anna Aehling hat nur das eine Spiel gegen Hoffenheim gemacht, aber das entscheidende Tor geköpft. Sara Doorsoun hat hier ihre Chance gesehen – und auch wahrgenommen. Das alles hat dazu geführt, dass wir am Ende der Saison – auch nach den Niederlagen gegen Bayern und Wolfsburg, wo wahrscheinlich nicht mehr so viele an uns geglaubt haben –, diese mentale Stärke gezeigt und in einer Drucksituation alle Spiele noch gewonnen haben, und am Ende an allen Konkurrenten vorbeigezogen sind. Das zeigt, dass es alles im Großen und Ganzen gestimmt hat – ich bin stolz auf dieses Team!

Man hat gefühlt, dass da etwas zusammengewachsen ist.

Niko Arnautis

Im Jahr zuvor standet ihr zwar im DFB-Pokalfinale, in der Abschlusstabelle landete die SGE allerdings auf Platz sechs: Was lief konkret diese Saison besser als in der Vergangenen?

Ich glaube, dass dieser Prozess der vergangenen Jahre, der in Gang gesetzt wurde, jetzt Früchte getragen hat, indem man einfach eine gewisse Reife erreicht hat. Das heißt, man konnte mit Rückschlägen, mit Erfolgen ganz anders umgehen. Die Motivation und Gier, miteinander Platz drei zu erreichen, sowie die Emotionalität, die wir dieses Jahr erlebt haben, hat dazu beigetragen, dass wir in dieser Saison auch enge Spiele eher positiv gestalten konnten. Darüber hinaus denke ich auch, dass wir die Stärken auf das Feld bringen konnten, auch mit dem neuen Spielsystem mit Raute und unsere Spielidee noch einmal verbessern konnten.

Was waren deine sportlichen Highlights in der Saison?

Angefangen mit unserer Vorbereitung, die wie hier auf den Trainingsplätzen im Deutsche Bank Park absolviert haben sowie dem Trainingslager in Bad Hersfeld. Das war in meinen Augen herausragend. Man hat gefühlt, dass da etwas zusammengewachsen ist. Dann der Start natürlich, dass wir mit Siegen in die Runde reingegangen sind, auch mit einer richtig guten Art und Weise: Dazu zählen auch knappe Siege, wie zum Beispiel in Freiburg. Ein absolutes Highlight, ein Schlüsselmoment war dann der Sieg über Bayern München zu Hause, der allen gezeigt hat, dass mit uns zu rechnen ist: Führung, Rückstand und dann kurz vor Schluss das Siegtor… Gänsehaut pur! Auch unser Spiel am vorletzten Spieltag in Potsdam oder die erste Halbzeit in der Hinrunde in Wolfsburg, die Auftritte waren herausragend. Wir hatten kaum ein Spiel – die Partie in Bremen als Ausnahme –, in dem wir nicht unsere Leistungen gebracht haben. Die Konstanz von uns hat mich einfach begeistert und wenn ich dieses Innenleben sehe, auf und neben dem Platz, in der Kabine, die Identifikation mit dem Verein, mit der Stadt… das alles zusammen sind Momente, die mich einfach nur stolz machen. Ich bin sehr glücklich, dass die Mannschaft sich am Ende mit diesem dritten Platz belohnen konnte, weil sie das verdient hat.

Ein „Schlüsselmoment“: Der 3:2-Heimsieg über den FC Bayern München im Oktober.

Nach und nach konnten in dieser Saison die Zuschauer zurückkehren: Was für einen Push haben euch die Fans gegeben?

Einen ganz Großen. Die Mannschaft hat das intensiv miterlebt, so viel Support trägt ein Team. Uns beflügelt das, das hat man gemerkt. Wir sind sehr glücklich darüber, dass so viele Fans uns zu Hause, aber auch auswärts unterstützen. Wenn man in Potsdam auf der Fahrt zum Stadion mit dem Bus einen Fanmarsch von 40-50 Fans auf der Straße sieht, die alle ‚Auswärtssieg‘ schreien… das löst etwas aus. Dieses Miteinander zwischen Fans und Mannschaft ist einfach überwältigend. Das war am Ende nochmal ein Schub, den wir mitnehmen konnten – wir sind sehr glücklich, solche Fans zu haben!

Unterstützung gab es nicht nur von den Fans – sondern vom gesamten Verein: Wie wichtig ist diese Unterstützung von allen Seiten?

Das ist sehr wichtig und ich finde, das zeichnet uns auch aus. Das macht uns wahrscheinlich in Deutschland, europaweit besonders. Wir gehören zu den wenigen Klubs, die dieses Miteinander so leben. Es ist ein wundervolles Gefühl, dass du dich in einer Familie so wohlfühlst. Man tauscht sich auf allen Ebenen aus. Die gegenseitige Unterstützung, der Respekt, die Anerkennung sind besonders: Wenn beim letzten Spiel gegen Bremen beispielsweise der Präsident, der Aufsichtsratsvorsitzende sowie der gesamte Vorstand auf der Tribüne sitzen oder in Potsdam Axel Hellmann und Markus Krösche nach dem Spiel in der Kabine eine Ansprache halten, das ist einzigartig! Auch die Situationen, die wir als Mannschaft erleben konnten – ob hier im Deutsche Bank Park oder die Reisen nach Barcelona und Sevilla, die Eintracht Frankfurt stark gemacht haben. Entsprechend groß ist die Identifikation. Der Verbleib fast aller Leistungsträgerinnen zeugt davon und zeigt, dass wir eine großartige Familie sind.

Hoher Besuch im Stadion am Brentanobad: Der Vorstand fieberte von der Tribüne aus mit.