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14.12.2021
Frauenfußball

Vom Platz an die Seitenlinie

Als Spielerin hat Tina Wunderlich so einiges erlebt. Als Co-Trainerin und Sportliche Leiterin im Frauen- und Mädchenfußball gibt sie dieses an die nächste Generation weiter.

Vizeweltmeisterin, zweifache Europameisterin, jeweils siebenmalige Deutsche Meisterin und Pokalsiegerin sowie dreifache Champions-League-Siegerin. Diese Aufzählung könnte auch die sportliche Vita von Bastian Schweinsteiger oder Thomas Müller sein, ist sie aber nicht. Sie gehört zu Tina Wunderlich. Die ehemalige Bundesliga-Spielerin des 1. FFC Frankfurt beendete bei Eintracht Frankfurt ihre aktive Karriere und blieb als Ehrenamtlerin dem Verein erhalten.

Mit dem Ball am Fuß großgeworden

Mit ihrer Schwester und den Brüdern wurde der heimische Garten kurzerhand zum Fußballplatz umfunktioniert und für die ersten Grätschen genutzt. Die Leidenschaft für den Fußball wurde ihr in die Wiege gelegt. Wenn der Garten ausreichend umgepflügt wurde, ging es am Wochenende auf den Sportplatz. Während der Vater auf dem Spielfeld stand, liefen die Geschwister Wunderlich der Kugel abseits des Feldes hinterher. Ihr erster Verein war der TuS Schwarzenau in ihrem gleichnamigen Heimatdorf, heute besser bekannt unter Bad Berleburg. Von dort zog es sie weiter zum TSV Battenberg, bei dem sie mit gerade einmal 16 Jahren schon früh Bundesligaluft schnupperte. 1994 startete für die gebürtige Siegerländerin dann das Kapitel Frankfurt.   

Von 1994 bis 2010 spielte Tina für den 1. FFC Frankfurt, bei dem es Titel über Titel regnete. Aber nicht nur auf Vereinsebene lief es für sie rund, auch mit der Nationalmannschaft blickt die Abwehrspielerin auf eine erfolgreiche Zeit zurück. Ihre wohl größten Erfolge dürften die zwei Europameistertitel 1995 und 2001 sein. Für ihre letzten beiden aktiven Jahre zog es die Olympiateilnehmerin dann zur Eintracht. 

Als Kapitänin durfte Tina Wunderlich 2008 den Deutschen Pokal als erste in der Himmel strecken. Im gleichen Jahr wurde sie mit ihrem Team zudem Deutsche Meisterin sowie UEFA-Pokalsiegerin.

Doppelamt bei der Eintracht

Schon während ihrer aktiven Karriere im Verein nahm sie 2013 den Posten als Trainerin des U16-Teams der Frauen an. „Ich wollte mal schauen, ob das Trainerinnendasein mir auch liegt“, begründet die heute 44-Jährige ihre Anfänge an der Seitenlinie - wie heute nicht schwer zu erkennen, lag es ihr. 2015 übernahm sie den Co-Trainerin-Posten bei dem Regionalliga-Team der Eintracht, ehe sie vor fünf Jahren die Stelle als Sportliche Leiterin antrat. „Ich habe meine aktive Karriere hinter mir, jetzt möchte ich den Mädels etwas von meiner Erfahrung mitgeben und sie auf ihrem Weg unterstützen“, erklärt die gelernte Industriekauffrau ihren Antrieb. Sich weiter im Verein einzubringen und zu helfen, war für sie nach Beendigung ihrer Karriere klar. Auch wenn ihr die Rolle als sportliche Leiterin noch etwas mehr liegt, ist Tina, die seit 2001 bei der Fraport AG beschäftigt ist, diese Saison auch wieder an der Seitenlinie als Co-Trainerin anzutreffen.

Mir geht es darum meine Erfahrungen, meine Erlebnisse und Wissen weiterzugeben und auch gerade die jungen Spielrinnen auf ihrem Weg zu unterstützen. Das kann ich aus beiden Positionen sehr gut. Sowohl auf dem Platz als auch neben dem Platz

Tina Wunderlich

Aus ihrer aktiven Zeit hat sie viel mitnehmen können, was sie jetzt an die nächste Generation weitergibt. Neben der sportlichen Entwicklung legt sie ein gesondertes Augenmerk auf die Disziplin und die Entwicklung abseits des Platzes, auch im Hinblick darauf, wie die Mädchen den Leistungssport mit dem „normalen“ Leben aus Schule oder Studium kombinieren. Tina wagt auch den Blick über den Vereinshorizont hinaus. „Der Frauenfußball ist auf dem richtigen Weg, auch beispielsweise durch die Übertragung fast aller Spiele“, beschreibt Tina die Entwicklung, sieht aber auch noch einen weiten Weg zu gehen: „Es müssen professionellere Bedingungen geschaffen werden und der Frauenfußball muss noch für sich wachsen. Die Bundesligavereine sind auf einem sehr guten Weg aber mit Blick auf die kleineren Vereine besteht noch viel Arbeit.“

Danke Tina!

Für ihre ehrenamtliche Tätigkeit fährt Tina dreimal die Woche an den Riederwald und am Wochenende zu den Spielen. Ein enormer Zeitaufwand und das neben dem Vollzeit-Job. Genau für dieses Engagement und die Hingabe für den Verein wurde Tina im Zuge der Initiative „Danke ans Ehrenamt“ gewürdigt. Dass sie für ihre Arbeit einmal geehrt würde, hatte sie „sogar nicht auf dem Schirm“, wie sie lachend sagt. Die Aktion des DFB und der DFL sieht sie als richtig und wichtig an, ruft zugleich aber auch zu noch mehr Anerkennung auf: „Ehrenamt wird in unserer Gesellschaft viel zu wenig Beachtung geschenkt. Die Arbeit der Helferinnen und Helfer muss verstärkt in den Fokus gerückt werden“, lautet ihr Wunsch für die nächste Jahre. Danke Tina, dass du dich auch nach deiner aktiven Karriere weiter in den Dienst der Eintracht stellst.