Das Waldstadion – für Frauenfußball immer ein gutes, und meist auch erfolgreiches Pflaster. Wenn am Samstag, 12. April, die Eintracht Frauen in den Deutsche Bank Park zurück auf die große Bühne kehren, wird eine lange Tradition fortgeführt.
Rekord im Finale des UEFA Women‘s Cup
Schon vor der Fusion sorgten Frankfurter Fußballerinnen für Rekorde im Frauenfußball. Siggi Dietrich, langjähriger Manager beim 1. FFC Frankfurt und späterer Generalbevollmächtigter der Frankfurt Fußball AG und Sportdirektor Frauenfußball bei der SGE setzte 2002 einen Meilenstein in der Erfolgshistorie des FFC, als sich sein Klub 2001/02 mit dem Triple krönte – im Waldstadion. Am 23. Mai 2002 traf Frankfurt in der Premierensaison des UEFA Women’s Cup im Finale vor 12.106 Zuschauenden auf den schwedischen Vertreter Umeå IK. Durch zwei Treffer der beiden gebürtigen Frankfurterinnen Steffi Jones und Birgit Prinz gab es den ersten internationalen Titel, vor heimischem Publikum. Auch in der zweiten FFC-Triple-Saison 2007/08 spielte das Waldstadion eine entscheidende Rolle: Der 1. FFC Frankfurt konnte erneut Umeå IK mit Brasiliens Superstar Marta im Finale des UEFA Cups besiegen: Das Hinspiel in Schweden endete noch 1:1, das Rückspiel am 24. Mai 2008 gewannen die Frankfurterinnen mit 3:2. Zum Endspiel kamen 27.640 Zuschauenden ins Waldstadion und stellten damit einen neuen Besucherrekord im europäischen Frauenvereinsfußball auf.
Premiere unter dem Adlerdach im Stadtwald
Unter dem Adlerdach nach der Fusion wurde gleich das erste Pflichtspiel in der Frauen-Bundesliga im Deutsche Bank Park ausgetragen – wenn auch wegen der Pandemie vor fast komplett leeren Rängen, 250 Personen durften gemäß den Auflagen anwesend sein. Es gab gleich einen Auftakt nach Maß: 5:1 stand am Ende auf dem Videowürfel gegen den Aufsteiger aus Bremen. Dem sehr erfolgreichen Beginn folgte in der Premierensaison 20/21 noch ein weiteres Spiel gegen den VfL Wolfsburg (2:3).
Zuschauerrekord gegen Bayern
Der Bundesliga-Zuschauerrekord lag lange Zeit bei 12.464, eine Marke, die im Deutsche Bank Park pulverisiert wurde: 23.200 Menschen kamen zum Saisoneröffnungsspiel gegen den FC Bayern München am 16. September 2022, eine ausgeglichene Partie, bei der allerdings keine Tore fielen. Umso mehr kamen am 20. Spieltag die Eintracht-Fans im Stadtwald auf ihre Kosten, als der VfL Wolfsburg mit 4:0 aus dem Stadion geschossen wurde.
Fünf Mal UEFA Women’s Champions League: Zwischen Dramatik und Magie
Die Rückkehr der Frankfurterinnen auf die internationale Bühne vor Heimpublikum – abgesehen vom unglücklichen Aus beim Miniturnier ein Jahr zuvor, allerdings auswärts in Dänemark – folgte am 9. September 2023 beim Finale des UWCL-Miniturniers: Eintracht Frankfurt gegen Juventus Turin, zwei klangvolle Namen im Weltfußball kämpften um das Ticket zur nächsten Runde in der Champions League. Eine recht ausgeglichene Partie, die am Ende der 120 Minuten 1:1 endete, die Entscheidung musste aus elf Metern her. Spannung pur aufs Tor der Nordwestkurve und gute Nerven bei SGE-Keeperin Stina Johannes, die mit ihrem Team im Elfmeterschießen die Nerven behielt und den Einzug in die Play-offs feiern durfte. Auch die beiden anderen Teams des Miniturniers liefen für das Spiel um Platz 3 im Deutsche Bank Park auf – hier behielt der 1. FC Slovácko mit 3:0 gegen die Kasachinnen des WFC Okzhetpes die Oberhand.
Freigang-Show im Stadtwald
Es bedurfte noch einen Schritt, um in die Gruppenphase einzuziehen und diesen sollten die Adlerträgerinnen im Deutsche Bank Park mit Bravour meistern: Gegen den AC Sparta Praha gelang eine schnelle Führung durch Nicole Anyomi, bevor sich – unterbrochen durch einen Treffer von Géraldine Reuteler – Laura Freigang mit einem Dreierpack hervortat. Dem 5:0 zuhause folgte ein 3:0-Sieg in Prag und die Erkenntnis: Europapokal in diesem Jahr!
Die ganz große Bühne, das große Stadion im Frankfurter Stadtwald, drei Heimspiele in der UWCL-Gruppenphase. Gänsehaut pur, großes Spektakel, europäische Nächte, alles, was das (Eintracht-)Fanherz begehrt. Gleich beim ersten Spiel in Frankfurt gastierte als Titelverteidiger der FC Barcelona. 16.100 Zuschauende brachten das Stadion zum Beben, als Laura Freigang in Hälfte eins die Adlerträgerinnen gegen Barca in Führung brachte. Die Leistung gegen das große Barca, Maß vieler Dinge im weltweiten Fußball, des Teams von Niko Arnautis war mehr als bravourös, auch wenn auf dem Würfel am Ende eine 1:3-Niederlage stehen sollte. Auch wenn es am Ende nicht fürs UWCL-Viertelfinale reichen sollte, boten die Adlerträgerinnen in den beiden weiteren Heimspielen gegen SL Benfica (1:1) vor 10.200 Zuschauenden und dem furiosen 5:0-Sieg zum Abschluss über Rosengård vor mehr als 5.000 Fans gute Unterhaltung.
WM-Bühne für Saki Kumagai und Marta
Fünf Frauen-Länderspiele sah das Waldstadion, darunter auch das packende WM-Finale 2011, bei dem Japan gegen die USA triumphierte. Ein wenig in Vergessenheit gerät da das Frauen-Länderspiel im April 2009, bei dem die DFB-Frauen auf das brasilianische Spitzenteam trafen – 44.825 Zuschauende erschienen im Stadion. Zu dem Zeitpunkt war es – bis zum WM-Eröffnungsspiel zwei Jahre später – ein neuer Rekord bei einem Frauenländerspiel in Europa, der zumindest für Freundschaftsspiele noch bis Juni 2023 gelten sollte. Die FFC-Stürmerin Birgit Prinz stellte mit ihrem 189. Einsatz zudem einen neuen Europarekord auf.
Bei der Frauen-Heim-WM 2011 war Frankfurt und das Stadion im Stadtwald der einzige verbliebene Spielort der Männer-WM 2006. Zwei Gruppenspiele fanden in der Mainmetropole statt: Bei Deutschlands knappem 1:0-Sieg über Nigeria in einem harten wie umkämpften Match standen zahlreiche Frankfurterinnen im Team von Silvia Neid. Und bei Martas Rückkehr nach Frankfurt standen kurioserweise gebürtig 18 Brasilianerinnen auf dem Platz: Elf bei Brasilien, sieben beim Afrikameister Äquatorialguinea, der 0:3 unterlag.
Im Halbfinale setzte sich Japan 3:1 nach Rückstand gegen Schweden durch, wo mit Jessica Landström und Sara Thunebro zwei FFC-Spielerinnen zum Einsatz kamen. Im spannenden wie hochklassigen Endspiel sahen im ausverkauften Frankfurter WM-Stadion vor 48.817 Fans einen überraschenden, aber verdienten Sieg der Japanerinnen im Elfmeterschießen über die USA, wo Frankfurts Alex Krieger verteidigte. Nachdem drei Amerikanerinnen verschossen hatten, trat eine Japanerin zum Elfmeterpunkt, die nach dem Endspiel zum deutschen Rekordmeister Frankfurt wechseln sollte: Saki Kumagai. Kaum hatte die damals 20-Jährige getroffen, brachen alle Dämme – und ohne Zweifel kann man sagen: Kumagais Weltkarriere – Lyon, Bayern, Rom – begann in Frankfurt, genauer gesagt Frankfurts Wohnzimmer, dem Waldstadion.