Ziemlich genau sieben Monate sind vergangen seit dem 16. September 2022, als die Adlerträgerinnen zuletzt im Deutsche Bank Park aufliefen. Damals standen nach 90 Minuten nicht nur ein neuer Zuschauerrekord in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga, der erst kürzlich vor zwei Wochen in Köln überboten werden konnte, sondern auch ein Punktgewinn gegen den Mitfavoriten auf die Deutsche Meisterschaft FC Bayern München. Nun, 18 Spieltage später, steht das nächste Highlightspiel in Frankfurt an, wieder empfängt die SGE ein Topteam, „eines der besten Teams Europa“, wie Cheftrainer Niko Arnautis erklärt.
Doch auch wenn mit dem VfL Wolfsburg der amtierende Deutsche Meister am Sonntag, 14. Mai, um 13 Uhr im Frankfurter Stadtwald gastiert, ist nicht nur die Vorfreude auf mehr als 16.000 Fans groß, es werde auch sportlich auf dem Platz spannend werden, ist der Coach sicher: „Wir werden Chancen haben und uns nicht im Vorfeld geschlagen geben.“ Neben Magenta Sport übertragen auch der hr und der NDR das Spiel live.
VfL noch mit drei Titelchancen
Dritter gegen Zweiter wird das Duell der SGE gegen den VfL am Sonntag lauten, beide Teams trennt in der Liga aktuell sechs Punkte. Die Favoritenrolle ist dennoch deutlich geklärt. Während die Eintracht die restlichen drei Spieltage nutzen möchte, um ihren dritten Platz zu festigen und damit die Champions-League-Qualifikation zu erreichen, stehen bei den Wolfsburgerinnen noch gleich drei Titel auf dem Plan. Am kommenden Donnerstag geht es direkt mit dem DFB-Pokalfinale in Köln gegen den SC Freiburg weiter, am 3. Juni steht das Finale der Champions League an, in dem der VfL auf den FC Barcelona trifft. Und auch in der Meisterschaft ist noch nichts entschieden: Der von den Wölfinnen lange schon sicher geglaubte Titel wurde durch die beiden Niederlagen gegen Hoffenheim und Bayern München nochmal spannend, nun sind die Wolfsburgerinnen im Zugzwang, mit einem Sieg am FCB dranzubleiben.
Die Fans können eine große Rolle spielen. Man spürt immer wieder die Power, die auf die Mannschaft überschwappt.
Niko Arnautis
Ligaspitze ist der VfL in Sachen Offensive: 70 Tore erzielten die Niedersächsinnen in dieser Saison schon und damit 15 mehr als die in der Statistik zweitplatzierten Münchnerinnen. 15 Tore schoss die aktuell Führende in der Bundesliga-Torschützinnenliste Alexandra Popp, ihr folgt in der Liste übrigens SGE-Stürmerin Lara Prasnikar mit zwölf Treffern. Die gesamte Hinrunde blieb das mit einem Durchschnittsalter von 26,2 erfahrenste Team der Liga zudem komplett ungeschlagen, erst in der Rückrunde unterlag man der TSG und dem FCB jeweils knapp. „Es ist kein Geheimnis, dass uns eine der größten sportlichen Herausforderungen erwartet, die man haben kann. Wenn die Wolfsburgerinnen Räume bekommen, bringen sie eine enorme Geschwindigkeit in der Offensive mit, haben aber auch eine starke Körperlichkeit, sind in den Zweikämpfen dadurch sehr robust und auch in Standardsituationen gefährlich“, erklärt Niko Arnautis, sieht aber trotzdem Chancen, dagegen anzukommen: „Es wird darauf ankommen, dass wir es schaffen, ihre Stärken aus dem Spiel zu nehmen. Wir müssen kompakt stehen, gallig und aggressiv spielen und dagegenhalten. Dann können auch unsere Qualitäten zum Tragen kommen und wir bekommen Möglichkeiten, ihnen wehzutun. Das ist unser Ziel.“
Heimstärke als Vorteil
Während die SGE erst in der Winterpause gegen die Wölfinnen testete und einen 3:2-Sieg feiern konnten, haben die Adlerträgerinnen an das letzte Duell in der Bundesliga weniger gute Erinnerungen. Eine deutliche 0:5-Niederlage, die zweite Saisonniederlage für die Eintracht, gab es in der Volkswagen Arena und auch die Gesamtstatistik spricht nicht für die Frankfurterinnen. Der letzte Sieg über Wolfsburg ist knapp zehn Jahre her. „Das Hinspiel war definitiv ein gebrauchter Tag für uns, da ging leider gar nichts“, erklärt Kapitänin Tanja Pawollek. „Aber wir haben uns seitdem weiterentwickelt und nochmal einen Schritt nach vorne gemacht. Wir werden nicht naiv in die Partie gehen, sondern wissen genau, wo unsere Stärken, aber auch unsere Schwächen liegen.“
Diesmal als Vorteil auf ihrer Seite haben die Frankfurterinnen die eigene Heimstäre. Seit elf Bundesliga-Heimspielen hat die SGE nicht verloren und wird im Deutsche Bank Park noch auf deutlich mehr Fan-Unterstützung hoffen können. „Die Fans können eine große Rolle spielen. Man sieht die Synergien, die entstehen und die Power, die auf die Mannschaft überschwappt. Wir müssen uns nicht verstecken“, macht Arnautis deutlich. Und auch Kapitänin Tanja Pawollek, in deren Team bis auf die Langzeitverletzten Jonna Brengel, Virginia Kirchberger, Camilla Küver und Letícia Santos alle Mitspielerinnen zur Verfügung stehen, zeigt sich selbstbewusst: „Wenn wir einen guten Tag haben und zeigen, was wir fußballerisch draufhaben, dann haben wir auch eine Chance zu punkten. Wir geben uns auf keinen Fall schon vor dem Spiel geschlagen. Die Fans zeigen immer wieder, dass sie einen Unterschied machen können. Deshalb glauben wir auch an unsere Chance.“