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15.08.2021
Frauen Profis

„Jedes Fußballspiel ist wie ein Theaterstück“

Frauen-Cheftrainer Niko Arnautis spricht im Interview über das Trainingslager in Bad Hersfeld, seine Vertragsverlängerung, den Endspurt der Saisonvorbereitung und die drei Neuzugänge.

Fünf Tage waren die Eintracht Frauen im Trainingslager in Bad Hersfeld – am Samstagmittag gab es mit dem 7:0-Sieg im Test über die B-Junioren des JFV Hünfelder Land einen siegreichen Abschluss: Niko, wie bewertest du das Trainingslager insgesamt?
Die Zeit in Bad Hersfeld war insgesamt sehr zufriedenstellend. Sowohl sportlich als auch von den Rahmenbedingungen her hat alles hervorragend gepasst. Die Stimmung war klasse, alle haben mitgezogen. Wir haben gut im athletischen Bereich arbeiten, Abläufe mit und gegen den Ball verbessern und unsere taktische Flexibilität erhöhen können. Die Mädels haben sich im Testspiel gegen die Jungs nicht nur belohnt, sondern einen würdigen Abschluss mit toll herausgespielten Toren geschaffen. Ein großes Kompliment an die Mannschaft, aber auch den gesamten Staff, der sehr intensiv gearbeitet hat, sodass ich ein sehr positives Fazit ziehe. Aus diesem Grund hat sich das gesamte Team zwei freie Tage verdient, die sie genießen sollen, bevor es in den Endspurt der Saisonvorbereitung geht. Hervorheben muss man auch unsere drei Talente aus der zweiten Mannschaft: Dilara, Ilayda Acikgöz sowie Jonna Brengel haben ihren Job richtig gut gemacht und sind einen Schritt weitergekommen. Alle drei waren von Beginn an hervorragend integriert und sind am Freitagabend zurückgereist, um beim Zweitligaauftakt gegen Ingolstadt dabei zu sein. Wichtig war mir zudem, dass – leider bis auf Letícia Santos, die nach ihrem Brasilienurlaub in Quarantäne musste – auch die verletzten Spielerinnen Nicole Anyomi, Tanja Pawollek, Géraldine Reuteler und Lea Schneider nachgereist sind und dabei sein konnten. Ein Dank geht an dieser Stelle an unseren Sportdirektor Siggi Dietrich, aber auch an Kirsten Stehling und ihrem Team unseres Hotels in Bad Hersfeld sowie die Mitorganisatoren Reiner Birkel und Stefan Schiller, allen Mitarbeitern des SVA Bad Hersfeld sowie der Stadt. Wir sind sehr herzlich aufgenommen worden, durch die lange FFC-Verbundenheit ist man in eine zweite Heimat gefahren.

Dilara, Ilayda Acikgöz sowie Jonna Brengel haben ihren Job richtig gut gemacht und sind einen Schritt weitergekommen.

Cheftrainer Niko Arnautis

Wie ist der Stand bei den drei SGE-Neuzugängen Nicole Anyomi, Hannah Johann und Siri Worm? Sind die Kaderplanungen abgeschlossen?
Nicole kann derzeit leider nicht trainieren, wir versuchen sie nun durch ein gutes Rehaprogramm so schnell wie möglich wieder fit zu bekommen, da sie aus der Vorsaison Kniebeschwerden mitgebracht hat. Wir geben ihr die Zeit, die sie braucht. Hannah als junge Torhüterin wird behutsam aufgebaut. Aufgrund der Coronabeschränkungen für die Zweitligisten hat sie in der Vorsaison kaum trainieren können. Sie wird langsam an das Erstliganiveau herangeführt und erhält Zeit zu wachsen und um von Merle und Cara zu lernen. Siri hat sich ebenfalls sehr schnell integriert, wurde herzlich aufgenommen und ist für uns alle eine Bereicherung auf und neben dem Platz. Sie hilft unserer Defensive mit ihrer Erfahrung. Wir sind sehr zufrieden mit dem aktuellen Kader. Aber wie wir es auch in der Vergangenheit gehandhabt haben, halten wir jederzeit Augen und Ohren und alle Optionen offen, sollte eine Spielerin perfekt zu uns passen.

Am Freitag sind die Spielerinnen beim Teamevent in der Festspielstadt Bad Hersfeld in neue Rollen geschlüpft und haben sich im Theaterspielen probiert – eine gelungene Teammaßnahme?
Alle haben eine gute Figur gemacht, diese Veranstaltung war eine sehr spannende Herausforderung für die Mädels, die sie mit viel Spaß gemeistert haben: Für fast alle Spielerinnen war es eine neue Erfahrung, die sie am Ende mit der Vorführung einer Szene aus „Das Kleine Gespenst“ zu einem tollen Abschluss gebracht haben. Im Prinzip ist jedes Fußballspiel wie ein Theaterstück: Der Platz als Bühne, auf der jede Spielerin in eine Rolle schlüpft, und das Ganze im Idealfall in Nicht-Pandemiezeiten vor Publikum aufzuführen.

Du hast Deinen Vertrag vor einigen Tagen bis 2024 vorzeitig verlängert – was war ausschlaggebend?
In den vergangenen Jahren haben wir bereits eine Menge auf den Weg gebracht. Wir haben eine neue Mannschaft aufgebaut, ihr ein neues Gesicht gegeben, eine Spielidee und Philosophie entwickelt, die den Standort Frankfurt und den Verein mit all seinen Emotionen, seiner Leidenschaft und Power sowie der mutigen, attraktiven und aggressiven Spielweise verkörpert. Diesen Weg wollen wir auch in Zukunft verfolgen und nachhaltig weiterentwickeln, denn dieser ist noch lange nicht zu Ende. Darauf freue ich mich mit meinem Trainerteam und Staff. Außerdem bereitet mir die Arbeit mit unserer Mannschaft, von der ich zahlreiche Spielerinnen seit vielen Jahren und sogar seit der Schulzeit begleite, eine riesige Freude. Gemeinsam mit Siggi Dietrich und dem gesamten Verein arbeiten wir an einem tollen Perspektivplan, um in Zukunft nicht nur einen attraktiven, sondern auch einen noch erfolgreicheren Fußball zu spielen und uns sowie den Fußballstandort Frankfurt und die Frauenabteilung der Eintracht auf allen Ebenen nach und nach weiterzuentwickeln. Wir wissen, dass wir hierfür noch an der einen oder anderen Stellschraube drehen müssen. Hierfür bin ich voller Vorfreude und voller Energie und kann es kaum erwarten, dass es bald losgeht und wir diese Saison hoffentlich auch mit unseren herausragenden Fans in Frankfurt einläuten dürfen.

Gemeinsam mit Siggi Dietrich und dem gesamten Verein arbeiten wir an einem tollen Perspektivplan, um in Zukunft nicht nur einen attraktiven, sondern auch einen noch erfolgreicheren Fußball zu spielen.

Cheftrainer Niko Arnautis

Bis zum Saisonstart erarbeitet ihr gemeinsam in den kommenden Tagen die offiziellen Saisonziele – was hast du mit den Adlerträgerinnen 2021/22 generell vor?
Generell sind wir immer ambitioniert, so viele Punkte wie möglich zu holen und am liebsten jede Partie zu gewinnen. Es gilt weiterhin, sich individuell, aber auch als Team stetig zu verbessern und weiter zu wachsen. Siggi, die Spielerinnen und mein Trainerteam werden sich austauschen, feste Ziele besprechen und stecken und natürlich auch berücksichtigen, was wir dafür konkret brauchen und leisten müssen. Wir haben immer betont, neben der Flexibilität und den Offensivfähigkeiten unsere jungen Spielerinnen zu Führungsspielerinnen zu entwickeln und in unseren Leistungen konstanter zu werden. Wenn uns das gelingt – und das ist ja kein Geheimnis – möchten und können wir ein paar Punkte mehr sammeln und uns in der Tabelle automatisch besser platzieren. Und wer wie wir einmal im Pokalfinale stand, will das jedes Jahr erleben, und am Ende am liebsten als Sieger vom Platz gehen...

Was steht im Anschluss in den letzten zwei Trainingswochen vor dem Start gegen den SC Sand am 29. August an?
Ich möchte an dieser Stelle erst einmal betonen, dass unsere guten Leistungen in den vergangenen vier Wochen Sommervorbereitung und Testspielen bisher umso bemerkenswerter sind, weil wir trotz zahlreicher Ausfälle so gut performt haben: Zwischenzeitich fehlten uns neben Letícia bis zu zehn Spielerinnen in Leipzig verletzungs- beziehungsweise krankheitsbedingt. Wir legen den Fokus auf die letzten Feinheiten und wollen die Frische und Spritzigkeit aus allen Spielerinnen herausholen, die wir für Sand brauchen. Ziel ist es zudem, unsere taktische Flexibilität noch mehr zu verinnerlichen. Im Rückblick analysieren wir unsere bisherigen Testspiele und leiten das eine oder andere ab. Am kommenden Sonntag haben wir zudem mit dem SC Heerenveen eine hervorragende Generalprobe, bei der wir für den Ernstfall proben können und letzte Kleinigkeiten zum Verbessern mitnehmen möchten.