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12.07.2024
Frauen II

„Enorme Stärkung des Juniorinnen- und Frauenfußballs“

Die Eintracht Frauen stellen sich auch im Nachwuchsbereich für die Zukunft auf. Eine tragende Rolle nehmen dabei die beiden Nachwuchskoordinatorinnen Friederike Kromp und Julia Simic ein.

Das Trainerinnenteam der U20-Frauen von Eintracht Frankfurt erhält zur Saison 2024/25 Zuwachs. Eine Maßnahme, die auch der Entwicklung Rechnung trägt, dass neben Cheftrainerin Friederike Kromp auch Co-Trainerin Julia Simic zukünftig die Rolle der Nachwuchskoordinatorin einnehmen wird. Mit Kim Fellhauer rückt eine neue Co-Trainerin ins Team, mit Michaela Specht darüber hinaus eine Spielertrainerin, die als Co-Trainerin in den Bereichen Scouting und Analyse arbeiten wird.

„Der Boom im Frauenfußball führt dazu, dass man als Klub eine Strategie entwickeln muss, um sich von anderen Klubs auf dem mittlerweile sehr hitzigen Spielerinnenmarkt abzuheben. Die Nachwuchsarbeit ist für uns in diesem Punkt elementar. Wir wollen stärker in Strukturen investieren, was die flächendeckende Ausbildung im Mädchenfußball angeht. Dazu gehören für uns zum einen Investitionen in die Professionalisierung unserer U20-Mannschaft, aber auch die ganzheitliche Betrachtung des Nachwuchsfußballs und die damit verbundene Errichtung eines Nachwuchsleistungszentrums“, erklärt Katharina Kiel, Technische Direktorin der Eintracht Frauen und ergänzt: „Wir haben in der Region als Klub eine besondere Strahlkraft. Der Standort Frankfurt hat in der Historie des Frauenfußballs immer wieder Benchmarks gesetzt. Das wollen wir auch zukünftig. Fritzy und Julia sind für diesen Weg zwei wichtige Persönlichkeiten und absolute Expertinnen im Nachwuchs, die mit uns gemeinsam die Entwicklung unseres Nachwuchses in den kommenden Jahren entscheidend vorantreiben sollen und werden.“

Kim Fellhauer (zweite von links) und Michaela Specht (Mitte) stoßen zur neuen Saison ins Trainerinnenteam.

Die U20 ist vor einigen Tagen in die Sommervorbereitung gestartet. Wie lief für euch der Auftakt? Worauf legt ihr in den ersten Trainingseinheiten euren Fokus?

Julia Simic: Wir sind sehr gut gestartet: Die Mädels hatten alle – wie wir Trainerinnen – ein dickes Grinsen auf den Lippen. Der Kader sowie das Trainer- und Staffteam hat sich ja geändert, sodass wir einige neue Gesichter bei den Leistungstests und den Trainingseinheiten auf dem Platz begrüßen konnten. Und ich glaube, alle haben sich gefreut, dass es wieder losgeht. Die ersten ein, zwei Einheiten sind vielleicht sportlich noch nicht die Relevantesten. Aber es ist schön, dass wir endlich wieder loslegen können und dass bis auf einige U-Nationalspielerinnen alle Mädels da, alle gesund und fit sind. Nun stehen die ersten Testspiele an, bevor wir nach zweieinhalb Wochen Training noch einmal zehn Tage freigeben und ab dem 5. August in den zweiten Teil der Vorbereitung starten. Es werden immer wieder Spielerinnen aus der U19-Mannschaft in unsere Vorbereitung integriert, um eine möglichst enge Verzahnung beider Teams zu gewährleisten.

Du hast es angesprochen, es gibt einige Neuzugänge auf dem Feld. Was erwartet ihr euch von den neuen Spielerinnen? Sind eure Kaderplanungen damit schon abgeschlossen oder sucht ihr auf bestimmten Positionen noch gezielte Verstärkung?

Fritzy Kromp: Ja, insgesamt sind es schon einige Neuzugänge, weil wir natürlich auch die eine oder andere Spielerin hatten, die wir verabschieden mussten bzw. durften, da mit Paulina Platner (Anmerkung: zu Essen) und Valentina Limani (Anmerkung: zu Potsdam) zwei Spielerinnen in die Google Pixel Frauen-Bundesliga gewechselt sind. Lina Altenburg ist zudem ins Eintracht-Bundesligateam aufgerückt. So ein dynamischer Umbruch ist ja normal für eine U20, da man selten Kontinuität über mehrere Jahre hat. Das ist für viele Toptalente eine Durchgangs-, eine Zwischenstation. Deswegen ist es unsere Aufgabe, auch Jahr für Jahr wieder neue Talente zu integrieren und weiterzuentwickeln. Wir haben unter unseren Neuzugängen vier 2008er Jahrgänge, alles U-Nationalspielerinnen, dazu eine Spielerin, die 2009 geboren ist. Ihnen allen wollen wir helfen, zu Zweitligaspielerinnen zu werden. Da haben wir  natürlich das große Glück mit einer U19 in der Regionalliga, in der die eine oder andere Spielerin vielleicht auch diesen Zwischenschritt eine Liga tiefer gehen kann. Zu den Talenten konnten wir mit Michaela Specht auch noch eine gestandene Bundesligaspielerin von uns überzeugen, die für Hoffenheim mehr als 150 Pflichtspiele absolviert hat und den jungen Spielerinnen viel mitgeben kann, diese führen kann. Sie wird eine zentrale Rolle im Mittelfeld spielen. Als U20 dürfen wir ja drei Ältere im Spieltagskader haben, das ist schon eine sportliche Herausforderung: Denn wir werden immer ein bisschen jünger und die zweite Liga immer besser. Das heißt, der Spagat zwischen Talentförderung, Entwicklung, Ausbildung und dann dem sportlichen Bestehen in dieser Liga ist schon groß. Die Erfahrung haben wir in der vergangenen Saison gemacht, dass wir diesen Mix brauchen. Und da haben wir uns dieses Jahr einfach nochmal deutlich verbessert aufgestellt. Aktuell suchen wir noch eine Offensivspielerin und eine Torhüterin. 

Die Zusammenarbeit mit den weiteren U-Teams ist eine enorme Stärkung des Juniorinnen- und Frauenfußballs bei der Eintracht. Das ist auch dahingehend sehr wertvoll, weil wir der einzige Verein in Deutschland sind, der diese drei Frauen-Mannschaften in den ersten drei Ligen hat.

Fritzy Kromp

Spielt es dann auch eine entsprechende Rolle, wenn Michaela Specht, die ja im Scouting- und Analyse-Bereich auch im Trainerteam integriert ist, genauso wie Kim Fellhauer als ehemalige erfahrene Spielerin als weitere Co-Trainerin, dass ihr auch im Staff- und Trainerteam wachst?

Simic: Klar: Wir wollen uns auf allen Ebenen besser aufstellen und den Mädels gerechter werden. Und wir haben auch gesagt, wir sind in der vergangenen Spielzeit schon an unsere Kapazitätsgrenzen gekommen, weil Fritzy und ich nicht nur die klassischen Trainerinnen sind, die sich nur um den sportlichen Trainings- und Wochenablauf kümmern – der Aufgabenbereich ist viel breiter. Somit ging es darum, auch Strukturen zu verbessern und zu verändern, zusammenzuführen usw. Dafür ist es wichtig, dass alle U-Teams noch enger zusammenarbeiten. Da haben wir jetzt natürlich auch mit Kim Fellhauer als weitere Co-Trainerin einen großen Gewinn gemacht, wie auch mit „Spechti“ – einerseits das Sportliche, da haben wir in den Einheiten jetzt schon gesehen, dass sie mit ihrer Erfahrung heraussticht und die Mannschaft führen und tragen kann, andererseits neben dem Platz im Bereich Scouting und Analyse ein Gewinn für uns ist. Es ist schön zu wissen, dass der Verein in die Nachwuchsstrukturen investiert, damit wir uns im Juniorinnen- und Frauenfußball noch besser aufstellen können. Ich glaube, dafür haben wir aktuell ein sehr gutes Setup geschaffen.

Dazu zählt ja wahrscheinlich auch, dass du, Julia, seit dieser Saison mit Fritzy gemeinsam Nachwuchskoordinatorin bist, um eine breitere oder bessere Vernetzung zu den anderen U-Teams zu schaffen. Was umfasst denn diese Rolle der Nachwuchskoordinatorinnen?

Kromp: Es geht um die Verzahnung der U-Teams untereinander sowie den Übergangsbereich zur ersten Mannschaft. Und da haben wir jetzt noch einmal einen ganz großen Schritt für eine bessere Verzahnung zwischen den nächsten U-Teams machen können. Wir werden gerade mit der eigenen U19 sehr eng zusammenarbeiten und die Talente beider Mannschaften bestmöglich einsetzen: Faktisch für uns heißt es, dass die U19 zwei Mal gemeinsam mit uns in Dreieich trainieren wird und in enger Absprache einige der Spielerinnen bei beiden Teams dynamisch trainieren können. Es gibt mit Benjamin Becker einen neuen U19-Trainer, dazu kommen Norina Bleick sowie die ehemalige Eintracht-Spielerin Lea Schneider als Co-Trainerinnen – das schafft tolle Strukturen. Die Zusammenarbeit mit den weiteren U-Teams ist eine enorme Stärkung des Juniorinnen- und Frauenfußballs bei der Eintracht. Das ist auch dahingehend sehr wertvoll, weil wir der einzige Verein in Deutschland sind, der diese drei Frauen-Mannschaften in den ersten drei Ligen hat. Da es anders als bei den Männern keine U19-Strukturen wie ein A-Junioren-Bundesliga gibt, heißt das, dass nach der U17 schon der Erwachsenenbereich kommt. Mit einer starken U19 in der Regionalliga können wir bei der Eintracht diesen fehlenden Zwischenschritt auffangen. Und das ist ein großes Gut. Da kommen wir natürlich auch mit unserer Rolle ins Spiel, wir betreuen die Mannschaft mit und tauschen uns – wie auch mit den anderen Juniorinnen-Teams – eng mit den Trainerteams aus. Die Strukturen und Vernetzung mit der U19 sind ein Meilenstein, da hilft es, dass wir eng verzahnt sind. Und das gilt es zu koordinieren und abzusprechen.

Wir sind uns sicher, dass wir in der nächsten Saison mindestens wieder zwei, drei Spielerinnen haben werden, die recht schnell in der ersten Liga auftauchen können.

Julia Simic

Vorstandssprecher Axel Hellmann sprach zu Jahresbeginn von einem Nachwuchsleistungszentrum für Mädchen und Frauen, für eine stärkere Förderung: Wie sind hier die Pläne?

Simic: Wenn es einen Ort, eine Heimat für alle Mädchenteams, für den ganzen Nachwuchsbereich, gibt, ist das einzigartig in Deutschland. Nicht umsonst sind NLZ bei Jungs völlig normal. Die Bereitschaft im Verein, bei der Stadt sind da, die Möglichkeiten werden geschaffen; aber natürlich braucht man auch Geduld, bis alles soweit ist.

Kromp: Ein Mädchen- und Frauen-NLZ wird ein weiterer Meilenstein sein. Aber erstmal leben wir im Hier und Jetzt: Wir wollen und werden die Strukturen, die aktuell gegeben sind, so gut wie möglich nutzen und in unseren Rollen weiter verbessern. Und das ist eben wichtig, als einen unserer ersten Schritte die U20 und U19 so nah wie zu verzahnen, dass da die Mädels gerade in ihrer finalen Ausbildungsphase so schnell wie möglich und bestmöglich in einer der Mannschaften aufgehoben sind, wo sie leistungsmäßig dazugehören und sich entwickeln können, um ihre nächsten Schritte gehen zu können.

Ihr trainiert seit einigen Monaten in Dreieich, wie sind die Bedingungen im Ahorn Camp Sportpark?

Kromp: Dreieich ist eine Art Geschenk für uns. Wir sind sehr glücklich, dass wir dort eine sehr gute aktuelle Trainingsheimat für mindestens eine weitere Saison gefunden haben: Wir sind mit unserem kompletten Trainerteam direkt neben dem U21-Trainerteam in ein Büro eingezogen, sind sehr gut aufgenommen worden. Hier im Ahorn Camp Sportpark können wir auch einige unserer Vorbereitungsspiele wie gegen den Karlsruher SC absolvieren. Der Umzug nach Dreieich ist eine große Verbesserung, weil wir für unsere Trainingseinheiten nicht mehr den Ort wechseln müssen, wir alles, was wir brauchen, vor Ort haben. Und dadurch, dass zwei Mal pro Woche die U19 ebenfalls in Dreieich trainiert, kann die Vernetzung auch örtlich optimal stattfinden.

Stichwort Vernetzung: Als U20 geht es nicht nur darum, Talente zu finden, sondern diese auch so auszubilden, dass sie zu Bundesliga-Spielerinnen werden können – hierfür ist ja der Austausch mit Niko Arnautis‘ Bundesligateam wichtig, oder?

Kromp: Ja, genau. Der Austausch und die Abstimmung mit Niko und seinem Team sind natürlich auch sehr wichtig. Zum Beispiel in der Sommervorbereitung mit einigen Abstellungen für A-, aber auch U-Nationalmannschaften geht es um den bestmöglichen Trainingsbetrieb, sodass es geplant ist, dass mehrere der U20-Spielerinnen auch bei der ersten Mannschaft mittrainieren. Grundsätzlich ist es natürlich unser Hauptziel, dass möglichst viele den Sprung aus der 2. Frauen-Bundesliga nach oben schaffen.

Blicken wir sportlich voraus, am 24. August startet die 2. Frauen-Bundesliga. Ihr seid vergangene Saison auf einem sehr guten Mittelfeldplatz gelandet, was sind eure Ziele jetzt für die kommende Saison?

Simic: Ich glaube, es ändert sich nichts an den Zielen, die wir in der vergangenen Saison ausgegeben haben: Über allem steht der Nichtabstieg, den wir so schnell wie möglich sichern wollen. Unabhängig von einem Tabellenplatz, fokussieren wir uns als U20 auf die Ausbildung der Mädels, die wir so schnell wie möglich an den Erwachsenenfußball heranführen wollen. Es geht darum, die Potentiale unserer Talente auszuschöpfen, die nächsten Schritte zu gehen. Denn eigentlich sollte es darum gehen, dass die jungen Spielerinnen möglichst kurz bei uns spielen, damit sie weitergehen und weiterziehen können. Und wir sind uns sicher, dass wir in der nächsten Saison mindestens wieder zwei, drei Spielerinnen haben werden, die recht schnell in der ersten Liga auftauchen können. Und wir versuchen, hierfür in dieser Spielzeit das Setup dafür zu schaffen. Wir sind im Prinzip eine Art Dienstleister für die Mädels, dass sie alles nutzen können, um auch individuell weiterzukommen. Das wird von Jahr zu Jahr schwerer, wie man 2023/24 beim Abstieg der U20 aus Hoffenheim und Wolfsburg gesehen hat – weil die Dichte und die Qualität in der Liga besser wird. Mit Bochum und Union Berlin gibt es zwei Aufsteiger mit großen Ambitionen. Wir mit unseren Talenten, unterstützt von einigen erfahrenen Spielerinnen, wollen da bestehen können – und werden vom Verein bestens unterstützt.