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13.05.2022
Frauen-Bundesliga

„Eine historische Chance“

Vor dem letzten Saisonspiel spricht Sportdirektor Siegfried Dietrich über die bisherige Entwicklung des Teams, die Unterstützung durch Fans und Verein und die Bedeutung einer möglichen UWCL-Qualifikation.

Durch den Sieg in Potsdam haben die Eintracht Frauen den Kampf um Platz drei spannend gehalten und nun im letzten Saisonspiel gegen Bremen weiterhin die Chance auf die Qualifikation zur Champions League. Mit welchen Gedanken und Emotionen blicken Sie auf Sonntag?

Ich denke, nicht nur ich, sondern die ganze Mannschaft, die große Adler-Familie und unsere wachsende Fan-Gemeinde in der gesamten Region fiebern dem Sonntag entgegen. Wir haben gegen Bremen die historische Chance, uns erstmals im Eintracht-Trikot für die UEFA Women’s Champions League zu qualifizieren. Diese Ausgangslage hat sich das Team nicht nur durch den kämpferischen Sieg in Potsdam, sondern durch die Mentalität, Qualität und den Teamgeist, der uns die gesamte Saison auszeichnet, verdient. Auch wenn das Fernduell zwischen Potsdam und München für unser Abschneiden bedeutend sein wird, liegt der Fokus auf uns, wir müssen unsere Aufgaben erledigen und schauen erst dann auf das, was auf den anderen Plätzen passiert. Wir wissen, dass unser Saisonfinale gegen Bremen kein Selbstläufer wird und wir noch einmal alles abrufen müssen. Doch wenn wir mit der Freude und Motivation, die in uns stecken, vor unserer großartigen Kulisse mit der Unterstützung unserer herausragenden Fans im Stadion am Brentanobad auflaufen, bin ich optimistisch, dass wir unser Ziel erreichen werden. 

Welche Bedeutung hat das Spiel am kommenden Sonntag gegen Bremen? 

Es ist einfach großartig, dass wir mit der starken Teamleistung in Potsdam einmal mehr unterstrichen haben, dass wir gerade die beste Saison seit unserem Champions-League-Gewinn 2015 spielen! Unser Traum von Europa lebt. Jetzt gilt es, mit unseren spielerischen und kämpferischen Qualitäten im Finale um Platz drei gegen Werder Bremen nachzulegen und von unserer Seite den letzten wichtigen Schritt auf dem angestrebten Weg in die europäische Königsklasse zu gehen. 

Unsere SGE-Frauen haben sich nicht nur im Vergleich zur Vorsaison enorm gesteigert. Schon jetzt spielt unsere Mannschaft mit 43 Punkten die beste Saison seit sechs Jahren. Wie fällt bislang Ihr Fazit aus? 

Fest steht schon vor dem letzten Spieltag, dass wir in dieser Saison mit unserer jungen und talentierten Mannschaft den zweiten bedeutenden Schritt unserer sportlichen Entwicklung unter dem Adlerdach gegangen sind und von Niko Arnautis und unserem gesamten Funktionsteam richtig gute Arbeit geleistet wurde. Statistisch zählt natürlich die höhere Punktausbeute, für mich bedeutet aber noch mehr, wie und mit welcher Qualität wir aufgetreten sind, welche Spiele wir gewonnen und noch gedreht haben und dass sich die vielen frühzeitigen Vertragsverlängerungen durchaus auch sehr positiv auf die laufende Saison und das herausragende Miteinander auswirken. Nun haben wir die Möglichkeit, eine sehr erfolgreiche Saison zu krönen. 

Als 1. FFC Frankfurt waren die Frankfurterinnen zuletzt in der Saison 2015/16 in der Champions League vertreten, kamen als Sieger 2015 im Folgejahr bis ins Halbfinale. Welche Bedeutung würde der erneute Einzug für die Entwicklung der Mannschaft und des Vereins haben, gerade nach der Fusion? 

Frankfurt lebt die großen Spiele auf internationaler Bühne. Als FFC haben wir über viele Jahre hinweg jene besonderen Spiele erleben dürfen, die Highlights, wie die Champions-League-Finals vor 27.640 Zuschauer in der damaligen Commerzbank Arena 2008 und vor 50.000 Zuschauern im Münchner Olympiastadion 2012 – beides Rekordzahlen im europäischen Frauenfußball zu dieser Zeit –, bleiben unvergessen. Unter dem Adlerdach sind wir mit dem Einzug ins DFB-Pokalfinale 2021 und dem Kampf um Platz drei in dieser Saison dabei, neue Geschichte als Eintracht zu schreiben. Der aktuelle Erfolg ist ein Beweis dafür, dass unsere Entwicklung noch lange nicht vorbei ist, wie auch unser Trainer Niko Arnautis immer wieder sagt.

Nach der richtig starken Saison hätten wir das alle einfach verdient!

Siegfried Dietrich

Mit welchen Gefühlen schaut die Eintracht aufgrund der besonderen Konstellation des Fernduells mit Potsdam nach München? 

Wir wissen, wie professionell der FC Bayern ist und machen uns darüber gar keine Gedanken. Wir wollen mit maximaler Konzentration unsere Hausaufgaben erfolgreich lösen, schauen zunächst nur auf uns und nicht nach München. Zudem haben wir gar keinen Zweifel, dass auch die Münchnerinnen ihre Saison so erfolgreich wie möglich beenden wollen.

Champions League unter dem Eintracht-Dach... Welche Effekte würde das auslösen? Inwiefern hat man im Kopf, dass durch den Einzug der Männer ins Finale der Europa League in der kommenden Saison gleich zwei Teams der Eintracht in der Champions League spielen könnten?

Es wäre einfach herausragend, wenn wir uns schon im zweiten Jahr nach der Fusion im Adler-Trikot für die UEFA Women's Champions League qualifizieren würden, und das nur wenige Tage vor dem Europa-League-Finale unserer Männer, in dem ganz Deutschland unserer Eintracht für einen Sieg und den Einzug in die Champions League die Daumen drückt. Gelingt uns dieser Doppelerfolg, würden wir im europäischen Fußball eine Geschichte schreiben, die ihresgleichen sucht und die mit ihrer Wahrnehmung für Männer- und Frauen-Profifußball unter einem Dach ein weiterer Meilenstein sein könnte, eine historische Chance. Natürlich fokussieren wir uns zunächst auf unser Saisonfinale gegen Bremen und wollen mit einem Sieg vorlegen. In der nächsten Woche wird dann unsere gesamte Mannschaft mit unserem Trainer- und Betreuerstab auf Einladung des Vorstandes für unsere Männer beim Europa-League-Finale live in Sevilla mitfiebern.  

In Potsdam haben zahlreiche Fans, aber auch Axel Hellmann und Markus Krösche, ihre Unterstützung vor Ort gezeigt. Inwiefern zeigt das den Stellenwert, den der Frauenfußball im Verein und der Region hat? 

Wir wurden von Anfang an bei Eintracht Frankfurt mit offenen Armen empfangen und spüren die großartige Unterstützung innerhalb des Vereins auf allen Ebenen – von den Fans bis zum Vorstand, wir sind eine Familie und das haben wir bei der Herausforderung in Potsdam sehr hilfreich gespürt. Auch aus den FFC-Fans, die uns seit Jahren und Jahrzehnten die Treue halten, und den neu dazu gekommenen Eintracht-Fans, die wir für unseren Fußball begeistern konnten, ist eine wachsende Familie geworden. Das macht uns sehr stolz und beflügelt uns auf unserem Weg. Am Sonntag rechne ich mit einer Saison-Rekordkulisse im Stadion am Brentanobad. Und wie könnte man seine Fans besser belohnen, als mit dem Einzug in die Königsklasse? Nach der richtig starken Saison, hätten wir das alle einfach verdient!