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18.08.2022
Frauen Profis

Ein Jahrzehnt zwischen Frankfurter Pfosten

Seit den B-Juniorinnen läuft Cara Bösl in Frankfurt auf, als Nummer zwei hat sie neben Merle Frohms mit Fleiß und Durchhaltewillen stetig weiterentwickelt. In Hjørring steht nun das erste große Turnier an.

Auch wenn die Nummer nicht auf ihrem Trikotrücken steht, in einer Hinsicht ist Cara Bösl definitiv Nummer eins: Denn keine ihrer Teamkolleginnen trägt so lange das Vereinstrikot wie die Torhüterin. Vor mittlerweile zehn Jahren schloss sich die 24-Jährige dem 1. FFC Frankfurt an, vorher lief sie in der Jugend in Königstädten und Rüsselheim auf. „Ich war bei einem U-Natio-Lehrgang in Duisburg, als der damalige FFC-Torwarttrainer André Wachter zu mir kam“, erinnert sich die gebürtige Hessin zurück, die damals durch ein Zweitspielrecht sowohl bei den Mädchen als auch den Jungs auflief. „Er fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, mal zu einem Probetraining beim FFC vorbeizuschauen – das habe ich gemacht.“

Von den B-Juniorinnen bis ins Bundesliga-Team

Gesagt, getan, beide Seiten überzeugt. „Für mich was es der nächste logische Schritt, um professioneller zu spielen, vor allem, da in diesem Jahr die neue U17-Bundesliga eingeführt wurde.“ Mit dieser wurde sie 2012/13 auch prompt im ersten Jahr Süddeutscher Meister und reiste zum Spiel um die Deutsche Meisterschaft. Mit dabei waren damals übrigens mit Melissa Friedrich, Julia Matuschewski und Saskia Matheis drei Mitspielerinnen, die alle ebenfalls in Frankfurt den Sprung in die Frauen-Bundesliga geschafft haben. „Ich würde sagen, ich habe mich seitdem stetig weiterentwickelt, wechselte erst in die zweite Mannschaft und durfte dann recht schnell auch schon bei der Ersten mittrainieren.“

Am 2. April 2017 beim 1:0-Auswärtssieg in Jena feierte die Masterstudentin in Sozialwissenschaften des Sports ihr Debüt in der höchsten Spielklasse und etablierte sich fest im Kader der ersten Mannschaft. Zehn Bundesligaspiele sind seitdem dazu gekommen. „Ich glaube, ich habe mich in den vergangenen Jahren sehr gut in meine Rolle als Nummer zwei eingefügt und sie gut ausgefüllt“, blickt Bösl zurück. Zunächst neben Bryane Heaberlin, ab 2020 neben Merle Frohms, blieb die große Spielpraxis zwar weitestgehend aus, den internen Wettbewerb hat die Torhüterin aber von Anfang an angenommen und durch ihre Leistungen spannend gehalten. „Klar wünscht man sich als Fußballerin immer zu spielen, aber das war nie mein einziger Anspruch, ich möchte mich in jedem Training bestmöglich weiterentwickeln, dazulernen und meine Teamkolleginnen fordern.“  

Arbeit mit der Nationaltorhüterin als Chance

Gerade neben Nationaltorhüterin Merle Frohms seien die Nummern eins und zwei zwar klar verteilt gewesen, einem engen Austausch und Zusammenhalt habe das aber nie im Weg gestanden. „Es war klar, was meine Rolle ist, trotzdem war die Arbeit mit Merle immer auf Augenhöhe: Sie hat meine Leistung genauso wertgeschätzt wie ich ihre.“ Statt ob der wenigen Spielzeit den Kopf in den Sand zu stecken, habe sie das hohe Trainingsniveau als Ansporn und Chance gesehen, die nächsten Schritte zu gehen, sagt Bösl. „Gerade in den vergangenen zwei Jahren habe ich hart an mir gearbeitet, enorm viel aus dem Torwarttraining mit Marcel Schulz mitnehmen können und auch nochmal große Schritte nach vorne gemacht.“

Trotz der Angebote anderer Vereine, auch aus dem Ausland, entschied sich Bösl deshalb auch immer wieder für Frankfurt und die Eintracht. „Die Stadt und der Verein sind für mich Heimat, ich bin stolz mit dem Adler aufzulaufen und fühle mich hier einfach wohl.“ Ein weiterer Pluspunkt für die Region: „Meine Familie ist hier und unterstützt mich auf und abseits des Platzes.“ Auch beim Thema Nervosität: „Meine Zwillingsschwester ist selbst im Reitsport aktiv und kann deshalb immer sehr gut nachvollziehen, wenn ich angespannt vor einem Spiel bin – wobei sie selbst vor meinen Spielen die aufgeregteste Person ist“, ergänzt die Torhüterin mit einem Lachen.

„Ich will zeigen, dass sich die ganze Arbeit gelohnt hat“

Wenn Cara Bösl nun am Donnerstagabend in Hjørring im Champions-League-Qualifikationsspiel auflaufen wird, wird die 24-Jährige zwar die 26 auf dem Rücken tragen, führt in Abwesenheit der verletzten Stina Johannes in Dänemark das aktuelle UWCL-Torhüterinnentrio um Hannah Johann und Zweitliga-Keeperin Lina Altenburg aber als Nummer eins an. „Ich freue mich riesig auf das Mini-Turnier und darauf, bei so einem Highlight zwischen den Pfosten stehen zu dürfen.“ Nervosität sei natürlich auch da vor der Partie, die Vorfreude überwiege aber deutlich. „Ich freue mich auf die Chance, im Spiel zeigen zu dürfen, was ich kann, und der Mannschaft hoffentlich bestmöglich helfen zu können.“ Angefangen bei den B-Juniorinnen, über die zweite Mannschaft und das Bundesliga-Debüt nun also angekommen in der Champions League. Rückennummer? Egal. „Was zählt, ist die Leistung. Und ich will zeigen, dass sich die ganze Arbeit gelohnt hat, die ich investiert habe.“