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25.06.2024
Frauen

Ein Jahr hinterm Radio-Mikrofon

Seit der Saison 2023/24 sendet das Eintracht Frauen Radio live von jedem Heimspiel der Adlerträgerinnen und ist weit mehr als nur ein Angebot für Menschen mit Sehbehinderung.

Mitverfolgen, mitfiebern und mitfühlen. Und das von überall. Gestartet als Sehbehindertenreportage spricht das Eintracht Frauen Radio mittlerweile nicht nur nichtsehende, sondern auch sehende Fans an. „Während des Spiels steht das Spielgeschehen im Fokus. Also: In welchem System spielt die Mannschaft, welche Taktik verfolgt sie, wer ist wann am Ball? Im Vordergrund steht der Informationsfluss“, erklärt Fanbeauftragte Nadine Krämer.

Immer zu zweit am Mikrofon

Fünf Reporter umfasst das Team. An Spieltagen sind zwei von ihnen im Einsatz. Anderthalb Stunden vor Anpfiff treffen sie am Stadion ein, um alles vorzubereiten. Die Technik wird aufgebaut, Aufstellungen durchgesprochen und Interviews werden gesammelt. Eine Viertelstunde vor Anpfiff startet dann der Stream und die beiden Reporter vor Ort begrüßen die Zuhörerinnen und Zuhörer. Bis zum Einlaufen der Mannschaften gibt es nun zum Beispiel ein Interview mit einer Spielerin oder Trainer Niko Arnautis zu hören, die Reporter hinter Mikrofon haben aber auch einiges an Hintergrundwissen vorbereitet.

Interview sammeln für den Radiostream: Beim Heimspiel gegen Freiburg war Ilayda Acikgöz zu hören.

Das erfordert natürlich eine ausführliche Vorarbeit. „Die eigene Mannschaft kennen wir natürlich sehr gut, bei den anderen Teams ist manchmal etwas mehr Vorbereitung notwendig.“ In einer WhatsApp Gruppe updaten sie sich deshalb auch außerhalb von Spieltagen mit Background-Wissen und fiebern, auch wenn sie nicht vor Ort sind, mit der Mannschaft mit. Heiner Hoffmann, einer der Reporter, sagt: „Wir wollen während des Spiels Fakten einbauen, ein stückweit Fußballkompetenz einbringen. Hintergrundwissen spielt bei uns eine wichtige Rolle. Und doch sollen die Emotionen nicht zu kurz kommen.“

Stichwort Emotionen: Malte Baumann, Behindertenfanbeauftragter der Eintracht, lobt die Reporter „Von Fußball Ahnung haben sie alle, sie sind auch alle Eintracht Fans“. Das bestätigt auch Heiner Hoffmann: „Sehbehinderte können das Radio auch im Stadion nutzen. Da wir alle Eintracht-Fans sind, ist es dann für die nichtsehenden Auswärtsfans vielleicht manchmal nicht so schön. Wir fiebern ja auch mit unserer Mannschaft mit und freuen uns, wenn ein Tor fällt. Aber allgemein soll das Radio schon für alle im Stadion da sein.“

Hintergrundwissen spielt bei uns eine wichtige Rolle. Und doch sollen die Emotionen nicht zu kurz kommen.

Heiner Hoffmann

Alle fünf Sehbehindertenreporter waren bei der Einführung des Frauen-Radios dabei und haben Schulungen absolviert, die meisten haben auch schon vorher Erfahrung am Radiomikrofon gesammelt. Heiner Hoffmann erzählt, dass alle Reporter auch bei der Sehbehindertenreportage der Männer aktiv sind. Ihr Ziel bei den Frauen sei es, ein Fanradio mit Inklusionsaspekt zu schaffen. Also eine „hybride Reportage, die sowohl ein Fanradio, als auch ein Angebot für Menschen mit Seheinschränkung“ bietet.

Sondergäste und Auswärtsfahrten

In der vergangenen Spielzeit gab es das Eintracht Frauen Radio bereits ein Mal auswärts in Hoffenheim. In der kommenden Saison werden nun neben allen Heim-, erstmals auch alle Auswärtsspiele als Radio Reportage angeboten. Außerdem werden bei Highlight-Spielen auch wieder Sondergäste erwartet. In der vergangenen Saison waren beispielsweise mit Anna Aehling und İlayda Acikgöz zwei verletzte Spielerinnen zu Gast. Aber auch ohne Gäste ist der Hörer hautnah am Spielgeschehen - und auch darüber hinaus - live dabei. „Keine Sorge, wenn wir sehen, dass die Leute interessiert sind und noch im Stream bleiben, wie zum Beispiel als wir uns für die internationalen Plätze qualifiziert haben, dann bleiben wir auch noch dran und informieren nach Abpfiff über das Geschehen auf dem Platz und den Tribünen“, versichert Heiner. Auf die Nachfrage, wie man das Frauen-Radio in einem Satz zusammenfassen kann, sagt Malte Baumann abschließend: „Eine einfache und gute Möglichkeit, an einem Frauenspiel teilzunehmen. Egal, wo man ist“.