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24.01.2024
International

Cruyff, Zuschauerrekorde und ein Multitalent

Frankfurts Gegner FC Barcelona ist eines der besten Teams der Welt. Wir haben uns den ruhmreichen und stolzen Verein aus Katalonien in zehn Fakten näher angesehen.

Der FC Barcelona ist im Frauenfußball das aktuelle Maß aller Dinge. Unangefochtener Spitzenreiter in der Gruppe A der UEFA Women's Champions League, punktverlustfreier Spitzenreiter in der heimischen Liga, Supercopa-Sieger nach einem 7:0 im Finale und einem 4:0 im Halbfinale gegen Real Madrid, das einzige UWCL-Gegentor in dieser Saison bislang gab es gegen die Eintracht Frauen durch Laura Freigang im Hinspiel.

Aitanas perfekte Jahr

  • Aitana Bonmatí hat ein Superjahr hinter sich: Nach dem Ballon d’Or im Oktober erhielt sie jüngst die FIFA-Auszeichnung „The Best“. Die 26-Jährige beendete das Kalenderjahr 2023 mit 25 Toren und 27 Assists für Verein und Land. In einem Jahr, das mit dem Sieg im spanischen Supercup begann, in dem sie zwei Tore im Finale gegen Real Sociedad erzielte und mit der MVP-Auszeichnung nach der Saison ausgezeichnet wurde. In der UWCL-K.-o.-Phase erzielte sie zwar kein Tor, lieferte aber drei Assists, darunter einen für Patri Guijarro bei der großartigen Aufholjagd gegen Wolfsburg im UWCL-Finale (3:2). Auch hier wurde sie zur besten Spielerin gewählt. Wie übrigens auch bei der WM in Australien und Neuseeland, als Spanien mit ihr im Mittelfeld den Titel holte. Wettbewerbsübergreifend (Verein und Nationalelf) stehen auch in dieser Spielzeit mehr als beeindruckende Werte zu Buche: In 26 Partien traf Bonmatí zwölf Mal und legte elf Mal auf.

Zuschauerrekorde

  • Dass der FC Barcelona im Frauenfußball die offiziellen Zuschauerrekorde hält, verwundert wenig. Auch wenn der inoffizielle Rekord bei der inoffiziellen WM 1971 im mexikanischen Aztekenstadion mit rund 110.000 Fans liegt, darf Barça zurecht stolz auf seinen Fanzuspruch sein: So wurde im März 2022 das UWCL-Viertelfinalspiel gegen Real Madrid als Clásico vor 91.553 Zuschauern im Camp Nou gespielt, und einen Monat später auch das CL-Halbfinale gegen Wolfsburg. Mit 91.648 Zuschauern stellte man einen neuen internationalen Rekord für ein Frauenfußballspiel auf Klubebene auf. Auch die 46.967 Fans im Heimspiel gegen die Bayern in der Spielzeit 2022/23 sind Rekord für ein UWCL-Gruppenspiel und die vierthöchste Zahl aller Champions-League-Spiele überhaupt.

Trainer in ungewohnten Stationen

  • Lluís Cortés (Barça-Cheftrainer Januar 2019 bis Sommer 2021) übernahm nach anderthalb Jahren als Co-Trainer die erste Frauenmannschaft zum Jahresbeginn 2019 und formte ein Weltklasseteam: Die Siegesquote von knappen 90 Prozent in zweieinhalb Jahren konnte er mit einem UWCL-Triumph (2021) und fünf nationalen Titeln garnieren. Ausgezeichnet als Welttrainer 2021 übernahm er anschließend die ukrainische Frauen-Nationalmannschaft, bevor er Anfang Dezember das Nationalteam in Saudi-Arabien übernahm. Dort arbeitet er als Trainer zusammen mit der Technischen Direktorin Monika Staab, die als Fußballpionierin die Frankfurter Erfolgsgeschichte des 1. FFC Frankfurt mitgeschrieben hat, wie wir im aktuellen Klubmagazin erzählen. Co-Trainer an seiner Seite war der heutige Coach Jonatan Giráldez, den es im Sommer in die USA zu Washington Spirit zieht.

Die Eintracht und Barcelona

  • Wir erinnern uns gerne an das Europa-League-Viertelfinal-Rückspiel der Männer 2022 in Barcelona, als im Camp Nou vor 30.000 Frankfurter Fans – darunter auch das gesamte Frauen-Team der Eintracht – der Halbfinaleinzug beim 3:2-Sieg klargemacht wurde. Ein Grundstein für den späteren Titelgewinn.

Besondere Ehren

  • Die zahlreichen Titel und Auszeichnungen kann man kaum zählen, die Frauen sind erfolgreicher als die Männermannschaft unter Pep Guardiola mit Messi. Erst jüngst wurde die Frauenfußballabteilung 2023 mit der goldenen Ehrenmedaille des katalanischen Parlaments geehrt und war somit die erste Sportmannschaft, die diese Auszeichnung erhielt. Dabei werden die historischen Frauenfußball-Ursprünge nicht vergessen: Im Heimtrikot Barcelonas für die aktuelle Saison 2023/24 wurde eine schimmernde Rautengrafik in das Wappenabzeichen eingearbeitet, als Anspielung auf die Form des ursprünglichen Wappens, das die Frauenmannschaft in den 1970er-Jahren erstmals verwendete.

Die Bedeutung von Johan Cruyff

  • Der Niederländer Hendrik Johannes „Johan“ Cruyff (1947-2016) spielt beim FC Barcelona bis heute eine ganz besondere Rolle. Cruyff galt in den 1970ern als fußballerisches Genie, dominierte mit Ajax Amsterdam den Klubfußball in Europa, bevor er nach neun Jahren 1973 zum FC Barcelona weiterzog. Seine Kreativität und sein Spiel im Mittelfeld ließen Barcelona zum Spitzenklub aufsteigen, die Fans nannten ihn El Salvador (Der Erlöser). Nach anschließenden Stationen in den USA und in seiner Heimat trainierte er den FCB zwischen 1988 und 1996 und gab dem Verein eine ganz eigenen Philosophie, die bis heute sichtbar ist: Anfangs widmete Cruyff sich der Neuordnung im Verein, der Durchsetzung seiner taktischen Visionen. Entscheidend war auch, dass der Niederländer Barças Nachwuchssystem La Masia modernisierte und dafür sorgte, dass die Jugendakademie zu einer nie versiegenden Quelle talentierter Nachwuchsspieler und -spielerinnen wurde. Das Heimstadion der Frauen ist ihm zu Ehren benannt: Estadi Johan Cruyff.

UWCL-Siegerin mit dem FFC und Barça

  • Beteiligt am Frankfurter UWCL-Titelgewinn 2015 gegen Paris St. Germain war die Schweizer Stürmerin Ana Maria Crnogorčević, die für den FFC auf dem Platz stand. Die heute 33-Jährige gewann die Trophäe noch zwei weitere Male (2021 und 2023), beide Triumphe gab es im Trikot des FC Barcelona. Erst im vergangenen Sommer wechselte die Schweizer Nationalmannschaftskollegin von Géraldine Reuteler und Nadine Riesen zu Atletico Madrid.

Multitalent Paralluelo

  • Beim amtierenden UWCL-Titelträger Barcelona spielen fast ausschließlich Nationalspielerinnen, eine von ihnen ist Salma Paralluelo (Doppeltorschützin im Hinspiel). Die 20 Jahre junge Nummer 7 der Katalaninnen wurde mit der spanischen Nationalelf Weltmeisterin im Sommer und mit zwei Toren zur besten jungen Spielerin des Turniers gewählt. Neben drei WM-Titeln wurde sie 2018 auch Europameisterin mit dem U17-Team. Die pfeilschnelle Außenbahnspielerin galt bis vor anderthalb Jahren als eine der größten Leichtathletik-Hoffnungen Spaniens. Sie holte zwei Goldmedaillen beim Europäischen Olympischen Jugendfestival 2019 und erzielte dazu im Langsprintbereich diverse Rekorde in ihrer Altersklasse.

Langeweile in der Liga!

  • Acht Meisterschaften seit 2011/12 in der Primera División Femenina, dazu kommen vier zweite Pätze: Der Rekordhalter in allen nationalen Wettbewerben (8 x Liga, 9 x Pokal, 3 x Supercup) gewann darüber hinaus zwei internationale Titel (2021 und 2023) und stand zudem zwei weitere Male im UWCL-Finale – alle weiteren Auszeichnungen und Titel aufzuzählen würde zu lange dauern. Auch aktuell ist die Dominanz erdrückend: Nach 13 Partien in der Liga thront Barça ohne Punktverlust mit 59:3 Toren ganz oben, Real Madrid wurde 5:0 abgefertigt, zuletzt gab es ein 9:1 über Levante LP und unter den ersten zehn Torschützinnen spielen vier in Barcelona. Den Supercup gab es am Wochenende, nachdem der Tabellenzweite Levante UD beim 7:0 keinen Gegner darstellte. Auch in dieser Saison führt an Barcelona in keinem Wettbewerb ein Weg vorbei.

Més que un club  Mehr als ein Klub

  • Urheber des Vereinsmottos ist Ex-Präsident Narcís de Carreras. In seiner Antrittsrede im Januar 1968 sagte er die Worte, die bis zur heutigen Zeit als zentrales Motiv des Vereins fungieren: Die eigene Definition, das Klubcredo „Més que un club“ („Mehr als nur ein Klub“), geht über die Selbstverständlichkeit der beste Verein sein zu wollen hinaus. Barça als Sportklub spielt im politischen Unabhängigkeitsbestreben der Region Katalonien eine große Rolle, so spielte Barças Männer-Verteidiger Oleguer nie für Spanien, sondern ausschließlich für die inoffizielle und nicht von der FIFA anerkannte Auswahl Kataloniens.