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16.08.2024
Frauen

„Bronze bleibt für immer!“

Eintracht-Defensivspielerin Sara Doorsoun ist eine von sechs Adlerträgerinnen mit einer Olympischen Medaille. Die 32-Jährige spricht über Emotionen, Flair und den entscheidenden Moment im Bronze-Match.

Sara, einmal bei Olympischen Spiele dabeizusein, war ein großer Traum von dir. Du warst nicht nur in Frankreich dabei, sondern hast mit der deutschen Nationalmannschaft auch noch eine Medaille gewonnen. Wie groß waren die Emotionen? Wie groß ist die Freude über Bronze und wie war die Partynacht?

Die Partynacht war sehr wild und sehr gut. Man hat, glaube ich, gemerkt, wie viel Last von uns Spielerinnen abgefallen ist, wie viel Freude wir hatten und wie stolz wir waren, am Ende die Medaille in den Händen zu halten. Wir haben uns über Bronze unfassbar gefreut, auch wenn wir natürlich gerne mit Gold nach Hause gekommen wären... Wir konnten aber auch nach dem Halbfinale gegen die Amerikanerinnen sehr schnell einordnen, dass es ja immer noch um eine Medaille für uns geht und noch nichts verloren war. Dementsprechend haben wir gesagt, dass wir nicht mit leeren Händen nach Deutschland zurückkommen und Weltmeister Spanien schlagen wollen. Es war eine sehr intensive Zeit in Frankreich, an die ich mich immer erinnern werde.

Du hast immer wieder betont, dass anders als eine EM oder WM, die du ja schon teilweise mehrfach erlebt hast, Olympia nochmal etwas anderes ist. Wie hast du die Atmosphäre in Frankreich in diesen drei Wochen erlebt?

Am Anfang gar nicht so. Die Spiele und alles drumherum hat sich wie ein normales Turnier angefühlt, gerade auch, weil wir nicht im Olympischen Dorf in Paris waren: Wir haben in Marseille, in Lyon, in Saint-Étienne gespielt, sodass man da nicht so viel von dieser Olympia-Stimmung mitbekommen hat. Deswegen war es für uns dann umso cooler, dass wir mit dem Sieg im Bronze-Match doch noch nach Paris konnten. Wir haben uns das Finale dort angeschaut, waren offiziell bei der anschließenden Siegerinnenehrung sowie auch bei der Abschlusszeremonie mit den anderen Athletinnen und Athleten dabei. Durch die letzten zwei, drei Tage, die wir dann in Paris verbracht haben, konnte man dann doch einen Einblick bekommen, wie es bei Olympia abgeht.

Sportlich war es ein Auf und Ab. Nach dem grandiosen 3:0-Auftakt-Sieg über Australien gab es gegen die USA beim 1:4 im zweiten Gruppenspiel einen kleinen Dämpfer. Wie würdest du die sportliche Leistung von euch rückblickend beschreiben?

Man muss ja ehrlicherweise sagen, dass der Kader mit 18 Spielerinnen relativ klein ist. Es gab dann noch die vier Backup-Spielerinnen, die man auch im Verletzungsfall tauschen konnte. Gegen Sambia sind mit Marina Hegering und Kathi Hendrich zwei Stamminnenverteidigerinnen ausgefallen, sodass Bibi Schulze Solano und ich dann einspringen mussten. Wir hatten das Spiel, in dem Lea Schüller und Poppi (Alex Popp, Anmk. d. Red.) ausgefallen sind. Also egal, wie welche Situation war, ich hatte das Gefühl, dass dieser 22-köpfige Kader immer bereit war zu performen und Gas zu geben. Ich habe Respekt vor allen Spielerinnen, die wirklich teilweise 120 Minuten marschiert sind, alle drei Tage hintereinander. Es war schon intensiv von außen, aber was dann die Spielerinnen, die sehr viel auf dem Platz standen, geleistet haben, das war schon brutal. Also da ziehe ich echt meinen Hut. 

Ich war einfach nur heilfroh, dass Anne den Elfmeter gehalten hat.

Sara Doorsoun

Wenn du es jetzt auf ein, zwei Sätze herunterbrechen möchtest: Wie behält Sara Doorsoun die Olympischen Spiele in Erinnerung?

Die Olympischen Spiele 2024 behalte ich als sehr intensiv in Erinnerung und mit dem Gewinn der Bronze-Medaille gibt es etwas, was mir für immer bleibt.

Du warst die einzige Eintracht-Spielerin, die im letztendlich entscheidenden Moment während des Bronze-Matches auf dem Platz stand: Wie hast du die Situation erlebt, als Ann-Katrin Berger den spanischen Elfmeter in der 90.+6. Minute gehalten hat?

Man muss ja dazusagen, dass ich nur drei Minuten zuvor eingewechselt wurde – und zwar für die rechte Außenbahn offensiv! Ich hatte vorher noch mit unserem Video-Analysten ein Gespräch und hatte beim Frühstück auf ihn eingeredet, dass vorne rechts offensiv ja eine Position ist, die ich früher immer wieder gespielt habe. Es lief gegen Spanien schon die Nachspielzeit, wir führten ja 1:0, und unser Trainer Horst Hrubesch rief mich zur Seitenlinie, dass ich für Giulia Gwinn reinkomme und die letzten Minuten auf dieser Position alles geben sollte, um den 1:0-Vorsprung über die Zeit zu verteidigen. Sie hat ja vorne rechts gespielt und als dann diese Elfmetersituation gegen uns gepfiffen wurde, dachte ich nur, dass das doch nicht sein könne... Gleichzeitig aber war ich unsicher, ob ich auf der offensiven Position rechts vorne, die ich doch länger nicht gespielt habe, noch 30 Minuten Verlängerung schaffe. Deswegen war ich einfach nur heilfroh, dass Anne den Elfmeter gehalten hat und wir das Spiel gewonnen haben, weil ich glaube, dass wir nach einem anstrengenden Turnier – genau wie die Spanierinnen auch – stehend k.o. waren.