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22.10.2020
Frauenfußball

„Brauchen einen neuen Hype“

Siegfried Dietrich, Generalbevollmächtigter der Eintracht Frankfurt Fußball AG und Vorsitzender des DFB-Ausschusses der Frauen-Bundesligen, im Interview zur Bewerbung der Frauen-WM 2027.

Herr Dietrich, der DFB hat sich gemeinsam mit den Verbänden der Niederlande und Belgien um die Austragung der WM 2027 beworben, wie bewerten Sie das?
Zunächst ist das in Coronazeiten mal eine richtig gute Nachricht! Ich finde es großartig, dass sich mit Deutschland, den Niederlanden und Belgien nicht nur aus Gründen der Nachbarschaft ein perfektes Trio um die Austragung der WM 2027 beworben hat. Drei Länder, die für Fußball stehen, und die mit der angestrebten Ausrichtung ein starkes Signal für die Entwicklung und Präsenz des Frauenfußballs in Europa in die Welt senden wollen.

Deutschland wäre nach der erfolgreichen Austragung der WM 2011 das zweite Mal Gastgeber. Wie wichtig wäre das für den Frauenfußball hierzulande?
Nachdem Deutschland mit dem EM- und den WM-Titel 2003 und 2007 sowie den Champions League-Erfolgen des VfL Wolfsburg, Turbine Potsdam, FCR Duisburg und unseres Vorgängers, den vierfachen Sieger 1. FFC Frankfurt, für eine weitreichende Basisetablierung des Frauenfußballs gesorgt haben, käme nach der WM 2011 im eigenen Lande eine erneute Gastgeberrolle 2027 zum denkbar besten Zeitpunkt. Gerade jetzt, wo in vielen Ländern Europas in den Lizenzvereinen Männer- und Frauenfußball unter einem Dach die Zukunft ist, würde die WM schon ab dem Zeitpunkt der Vergabe einen Schub auslösen, der sich nachhaltig auf die Entwicklung der Frauenprofiligen und natürlich für die Zukunft des Mädchenfußballs auswirken würde. Ein neuer Hype um unseren Sport wäre das, was wir jetzt brauchen!

Frankfurt zählt im Herzen von Europa sowohl sportlich als auch mit seiner dann nochmals modernisierten WM-Finalarena von 2011 seit zwei Jahrzehnten zu den nationalen und internationalen Frauenfußball-Hotspots.

Siegfried Dietrich, Generalbevollmächtigter Eintracht Frankfurt Fußball AG

Sie als Ausschussvorsitzender der Frauen-Bundesligen sehen in der Bewerbung sicherlich auch eine wachsende Aufmerksamkeit für die FLYERALARM Frauen-Bundesliga?
Absolut! Für uns werden die TV-Präsenz, die Zuschauergewinnung, der Ausbau der Vermarktung und die Etablierung von Gesichtern ausschlaggebende Faktoren für die Wahrnehmung unseres Sports in einer noch breiteren Öffentlichkeit sein. Was wäre dann werbewirksamer als eine WM im eigenen Land, bei der natürlich auch das erfolgreiche Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft mit ihren dann wieder bekannter werdenden Spielerinnen ein wichtiges Barometer für die Popularität sein wird. Klar, dass ich dabei auch an die Zukunft unserer Eintracht-Frauen und die jungen Talente denke, die gerade ihren Weg im deutschen Team beginnen und und in anderen Nationalmannschaften gehen.

Inwiefern wäre der Deutsche Bank Park einer der idealen Austragungsorte?
Aus meiner Sicht beantwortet sich die Frage mit Blick auf die vielseitige Historie von selbst: Frankfurt zählt im Herzen von Europa sowohl sportlich als auch mit seiner dann nochmals modernisierten WM-Finalarena von 2011 seit zwei Jahrzehnten zu den nationalen und internationalen Frauenfußball-Hotspots, die Verkehrswege sind in die Niederlande und nach Belgien durchaus gut und nicht zuletzt ist auch der DFB als Co-Ausrichter mit seiner neuen Akademie in der Rhein-Main-Metropole beheimatet. Für mich wäre es aber auch wichtig, dass ein Weltereignis wie eine Frauen-WM in der anteiligen Zuordnung bestmöglich über ganz Deutschland verteilt wird, damit wir dann auch von echter Nachhaltigkeit in Sachen Wahrnehmung und Identifikation des beziehungsweise mit dem Frauenfußball in vielen Regionen unseres Landes sprechen können.