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03.05.2021
Frauenfußball

Als Meisterin nach Australien

Einige talentierte Fußballerinnen kamen aus den Nachwuchsteams der Eintracht und nutzten diese als weiteres Sprungbrett. Die ehemalige Adlerträgerin Irem Yildirim im Gespräch.

Eine wichtige Säule beim Gewinn der Regionalligameisterschaft von Eintracht Frankfurt im Jahr 2018 war die linke Außenverteidigerin Irem Yildirim. Die schnelle und technisch visierte Abwehrspielerin schaffte schnell den Sprung aus der U17 in den Frauenbereich. Heute studiert die 21-Jährige an der Universität Mainz Kulturanthropologie und engagiert sich als mobile hauswirtschaftliche Pflegerin beim Deutschen Roten Kreuz (DRK). Den Fußball verfolgt sie mittlerweile als Zuschauerin und blickt dennoch auf eine tolle Zeit zurück, die als 5-jähriges Mädchen in einem Fußballverein begann.

Hallo Irem, wie geht es dir und wo treffen wir dich gerade an?
Danke, mir geht es gut. Corona zwingt mich – wie alle – derzeit, zu Hause zu bleiben. Aktuell studiere und arbeite ich, aber aufgrund der aktuellen Lage geht das meiste leider nur von zu Hause.

Du hast über viele Jahre das Adlertrikot erfolgreich getragen, hast mit U17 in der Bundesliga gespielt und in der Regionalliga warst du ein wichtiger Teil der Defensive in der Meistersaison. Welche Erinnerungen hast du an die Zeit bei Eintracht Frankfurt?
Ich habe stets positive Erinnerungen an die Zeit mit Adler auf der Brust. Meine erste Saison bei der Eintracht war 2014/15. Das war für mich ein großer Schritt in Richtung Professionalität, da ich, um Schule und Fußball besser zu verbinden, auch auf die Carl von Weinberg-Schule in Frankfurt gewechselt bin, die als Sportschule Spieler/innen besser unterstützt und extra fördert. Ich erinnere mich sehr gerne an die Saison zurück, auch wenn wir als Mannschaft nicht sehr erfolgreich waren, konnte ich mich als Spielerin sehr gut entwickeln. Dies hat sicherlich auch etwas damit zu tun, dass ich nach fast zehn Jahren als Stürmerin umgeschult wurde und defensiver spielen musste. Ich erinnere mich heute noch mit einem Lachen zurück, als meine damalige Trainerin Miriam Fuchs zu mir kam und meinte "wir probieren jetzt was komplett Neues aus mit dir". Anfangs hatte ich sie noch ausgelacht und meinte: „ich in der Abwehr? Das wird nichts!“, aber wie man später gesehen hat, wurde das doch etwas. Es folgte für mich die erste Einladung für die türkische U19-Nationalmannschaft und ein zweijähriger Abstecher zum damaligen 1. FFC Frankfurt. Die Jahre waren für mich nicht nur fußballerisch, sondern auch menschlich sehr prägend. 2017 kam ich dann zurück zur Eintracht und konnte mich schnell in der erste Frauenmannschaft etablieren. Für mich war es die erste Saison in der Regionalliga, die auch sehr erfolgreich war und mit dem Meistertitel endetet. Leider konnten wir uns am Ende der Saison nicht mit dem Aufstieg in die zweite Bundesliga belohnen, aber trotzdem zähle ich diese Saison zu einer meiner schönsten. Wir hatten eine sehr talentierte Mannschaft und ich persönlich wurde vom Trainerteam und dem Vorstand weiterhin gut bei meinen regelmäßigen Lehrgängen für die Nationalmannschaft unterstützt. Die drauffolgende Saison, welche dann auch meine letzte war, war durch viele Spielerwechsel und den Umstrukturierungen im Trainerteam anfangs sehr schwer. Ich hatte öfters Verletzungen, die ich zu lange mitgeschleppt habe und war mit meinen eigenen Leistung nicht mehr zufrieden. Als sich dann die Möglichkeit für mich ergab, ein Auslandsjahr zu machen, habe ich mich entschieden mit dem Fußball aufzuhören. Das war für mich mit einer der schwersten Entscheidungen in meinem Leben, da sich vor allem in den letzten fünf Jahren jeder Tag nur um den Fußball gedreht hat. Auch hier bekam ich von der Eintracht-Familie viel Verständnis. 

Dein Weg hat dich kurzzeitig nach Australien geführt. Spielst du jetzt wieder Fußball?
Genau, die Zeit in Australien und Südostasien war wunderschön. Wie bereits gesagt, war es keine einfache Entscheidung für mich mit dem Fußball aufzuhören. Da brauchte ich auch erst noch einige Monate, um mich wirklich an den Gedanken anzufreunden, aber die Zeit am anderen Ende der Welt hat mir da geholfen. Zurzeit spiele ich kein Fußball. Ich werde immer wieder mal angeschrieben und es wird nachgefragt, auch von der A-Nationalmannschaft, aber aktuell spiele ich keinen.

Verfolgst du noch die Entwicklung bei Eintracht Frankfurt?
Seit der Fusion von der Eintracht mit dem 1. FFC verfolge ich die 1. Frauenmannschaft der Eintracht, also die Bundesligamannschaft. Einige Spielerinnen und Trainer kenne ich noch von meiner Zeit beim FFC und auch von der Zeit an der Carl von Weinberg-Schule. 

Was sind deine nächsten Pläne?
Wenn es nach mir geht, würde ich wieder ins Ausland gehen. Leider ist das aktuell wegen Corona nicht möglich, also widme ich meine Zeit dem Studium.

Was kannst du jungen Spielerinnen mitgeben?
Für die jungen Mädchen ist es wichtig geduldig zu bleiben und an sich selbst zu glauben, die eigenen Leistungen aber auch selbstkritisch zu beurteilen und an den eigenen Zielen zu arbeiten.