Der FC Barcelona ist aktuell weltweit das Maß aller Dinge im Frauenfußball. Weltstars, Titel und Kantersiege en masse, dazu absolute Dominanz in der Liga. Am Sonntag vor dem Duell gegen die Eintracht am Mittwoch, 22. November (21 Uhr), gewannen die Katalaninnen beeindruckend und hochverdient vor 38.707 Zuschauern im Clásico gegen Real Madrid 5:0, wobei sie noch zahlreiche Chancen leichtfertig liegenließen. Auch zum Auftakt in die UWCL-Gruppenphase gab es ein 5:0 gegen den portugiesischen Meister SL Benfica. Die Pflichtspielbilanz in dieser Saison: zehn Partien, zehn Siege, 45:2 Tore. Von 21 eingesetzten Feldspielerinnen reihten sich zwölf Spielerinnen in die Torschützinnenliste ein. Doch eine Statistik macht Mut: In der vergangenen Saison geriet Barca außer im unbedeutenden letzten Liga-Heimspiel gegen Real Madrid (1:2 nach 0:2) nur gegen zwei Teams mit zwei Toren in Rückstand: Gegen Bayern München (1:3 in der UWCL-Gruppenphase) und den VfL Wolfsburg im Königsklassenfinale, als die Spanierinnen das 0:2 zur Pause noch in einen 3:2-Erfolg drehten. Mit Irene Paredes (Mandelentzündung), Kapitänin Alexia Putellas (Knieprobleme) sowie der ehemaligen Bundesliga-Spielerin Fridolina Rölfo (Meniskusverletzung) fehlten zuletzt außerdem drei Stammspielerinnen.
Trainer Jonatan Giráldez, der in wenigen Tagen 32 Jahre alt wird, ist der jüngste Trainer aller 16 UWCL-Teilnehmer. Nach zwei Saisons als „Co“ führt er Barcas Frauen seit 2021 als Chef und holte, seine Spielerinnen meist im 4-3-3-System angeordnet, mit Offensivfußball bisher sechs Titel, darunter im vergangenen Sommer Nummer zwei in der Champions League. Mit Aitana Bonmatí hat Barca die aktuelle Gewinnerin des Ballon d’Or im Kader, dazu mit Alexia Putellas die Siegerin der beiden Vorjahre. Das Team selbst bekam die Auszeichnung als Team des Jahres 2023.
Erst 2002 wurde im seit 1899 bestehenden Traditionsverein die Frauenabteilung gegründet und der Club Femení Barcelona integriert. Genau zehn Jahre später folgte die erste nationale Meisterschaft, seitdem folgten 16 weitere nationale und internationale Titel. Ein Duell gegen den FC Barcelona gab es bereits mit den Frankfurterinnen: Im Rahmen eines Trainingslagers im August 2012 lief die FFC-Offensive beim Freundschaftsspiel vor elf Jahren auf Hochtouren im Fuldaer Stadion und besiegte den spanischen Meister deutlich 8:1. Damals bereits auf dem Platz: die heutige Kapitänin Alexis Putellas.
Spielerin im Fokus: Caroline Graham Hansen
Die Norwegerin Caroline Graham Hansen ist aktuell in Topform. Zum UWCL-Auftakt gegen SL Benfica lieferte sie für vier der fünf Treffer die Vorlage, in der heimischen Liga traf sie in sieben Begegnungen sechs Mal und legte fünf Mal vor. Am Sonntag beim beeindruckenden 5:0 gegen Real Madrid (1 Tor/1 Vorlage) war sie der quirlige Dreh- und Angelpunkt der Katalaninnen. Die norwegische Nationalspielerin fiel bereits nach ihren Stationen in der Heimat (Stabæk ) und Schweden (Tyresö) während ihrer Zeit beim VfL Wolfsburg (2014-2019) auf: Wettbewerbsübergreifend kam die heute 28-Jährige auf stets mindestens sieben Treffer pro Saison und war an den drei Meistertiteln und fünf Pokal-Triumphen entscheidend beteiligt.
- Titelsammlerin: Die in Oslo geborene Hansen gewann in Norwegen, Deutschland und Spanien mehrere Meisterschaften und Pokale sowie mit Barcelona zwei Mal die Champions League. 2021 wurde sie sogar MVP in der spanischen La Liga F.
- 18 Tore in 68 UWCL-Spielen erzielte die offensive Mittelfeldspielerin für die Klubs Stabæk Fotball Kvinner (Norwegen), Tyresö FF (Schweden), VfL Wolfsburg und FC Barcelona.
- Nationalspielerin: Für Norwegen stand Hansen 103 Mal auf dem Platz (43 Tore), darunter auch bei der WM 2023.
Champions-League-Historie
Zwei Mal konnte der FC Barcelona in seiner Geschichte bereits den Titel der UEFA Women's Champions League gewinnen: 2021 und 2023, als Barca gegen den VfL Wolfsburg trotz 0:2-Rückstand in Eindhoven noch 3:2 gewann. Im Sommer vor einem Jahr standen die FCB-Frauen ebenfalls im Finale, unterlagen damals überraschend als Favorit 1:3 dem Rekordgewinner Olympique Lyon, sowie auch schon 2019. Vor vier Jahren hieß es sogar 1:4, den Ehrentreffer erzielte Asiasat Oshoala kurz vor Schluss. Seit 2015 ist Barca Dauergast unter den letzten acht Teams.
Bekannte Gesichter
Die Frage lautet eher: Welche Gesichter im katalanischen Kader sind nicht bekannt? Im Sommer standen im spanischen Weltmeisterkader neun Barcelona-Spielerinnen, darunter mit Aitana Bonmatí die Beste Spielerin des Turniers sowie Gewinnerin des Ballon d'Or, und Salma Paralluelo, die beste junge Spielerin der WM. Afrikas fünfache Fußballerin des Jahres, die nigerianische Stürmerin Asisat Oshoala, spielt genauso für die FCB-Frauen wie die beiden englischen Europameisterinnen Lucy Bronze und Keira Walsh, Spielerin des Spiels im Finale 2022 gegen Deutschland.