Am dritten Spieltag der FLYERALARM Frauen-Bundesliga empfing der deutsche Rekordmeister bei schönstem Spätsommerwetter den FF USV Jena im Stadion am Brentanobad. Der FFC hat nach einem 0:2-Rückstand sein zweites Heimspiel der Saison noch mit 4:2 (1:2) gewonnen und belegt nun Tabellenplatz fünf.
Frankfurt kalt erwischt
Die Vorzeichen standen vor dem Anpfiff eigentlich auf dem Papier klar auf Heimsieg: Favorit war der FFC, doch Jena stellte bereits in den Anfangsminuten unter Beweis, immer für ein Tor gut zu sein. Nach einer Ecke stieg USV-Spielführerin Julia Arnold am langen Pfosten am höchsten und köpfte zur unerwarteten Führung der Gäste aus Thüringen ein (3.). Die Gastgeberinnen antworteten mit Offensivvorstößen, der FF USV beschränkte sich auf Kontergelegenheiten und blieb defensiv stabil.
Vieles blieb beim FFC Stückwerk – trotz der technischen Überlegenheit der FFC-Spielerinnen und einigen Dribblings kamen viele Bälle nicht ins letzte Spieldrittel. Auch ein Steilpass auf Laura Freigang erreichte die Stürmerin nicht mehr (15.). Viele Torchancen der Frankfurterinnen sahen die Besucher in der Folgezeit nicht. Stattdessen beobachteten die 1.407 Besucher zehn Minuten später den zweiten Jenaer Treffer: Christin Meyer behauptete sich gegen Sophia Kleinherne im Laufduell und hob die Kugel gefühlvoll aus knapp 20 Metern über Bryane Heaberlin.
Hessinnen kämpfen gegen 0:2-Rückstand
Doch der FFC bäumte sich auf, wollte den Zwei-Tore-Rückstand nicht auf sich sitzen lassen – die wacklige USV-Abwehr konnte Reuteler nach einem abgewehrten Freigang-Kopfball nicht aufhalten, die den Ball ins Tor unterbrachte (30.). Angesichts der Ungenauigkeiten und Defensivschwächen auf Seiten der Frankfurterinnen war der Rückstand nicht unverdient, gleichwohl der deutsche Rekordmeister technisch den Gästen klar überlegen war. Gerade Eckbälle brachten immer wieder Gefahr. Leonie Kreil probierte es sogar mit einem Kunstschuss aus großer Distanz, ein Versuch, den Heaberlin entschärfte (43.). Im Gegenzug wurde ein Freigang-Kopfball abgewehrt.
Die zweite Halbzeit begann ähnlich wie der erste Durchgang: Nach einer USV-Ecke lenkte Heaberlin den Ball mit einer guten Parade aus der Gefahrenzone (47.). Der FFC war bemüht, aber es gelang in der Offensive zu wenig. Doch wenn der FFC vors Tor kam wurde es gefährlich: Laura Feiersingers Abschluss konnte von USV-Schussfrau Hornschuch gerade noch so von der Linie gekratzt werden (58.), ihre Kollegin kärte im Nachgang zu Ecke. Der FFC war nun im Vorwärtsgang. In der 61. Minute legte Kapitänin Tanja Pawollek den Ball klug auf die linke Seite, wo FFC-Mittelfeldakteurin Barbara Dunst den Ball zum 2:2-Ausgleich reinzirkelte. Für die Österreicherin war es der erste Pflichtspieltreffer im FFC-Dress. Die Hessinnen wurden sicherer in ihren Aktionen, agierten mit mehr Tempo in den Vorstößen.
Kraftakt wird belohnt
Die eingewechselte Shekiera Martinez hatte nach einer Flanke aus dem Halbfeld von Sandrine Mauron eine Halbchance per Kopf (73.). Kurz darauf fand Feiersingers Flanke von der Grundlinie komplett freistehende Freigang, deren Kopfball allerdings neben das USV-Tor ging (75.). Eine Führung hätte zu diesem Zeitpunkt dem Spielverlauf entsprochen. Zudem wurde Sjoeke Nüsken eingewechselt und gab somit ihr Bundesliga-Debüt. Die Frankfurterinnen waren nun am Drücker – der Führungstreffer lag in der Luft: Ausgerechnet Außenverteidigerin Janina Hechler gelang schließlich mit einem Flatterball aus 25 Metern das Tor zur 3:2-Führung (81.). Die agile Martinez wurde zwei Minuten später zentral angespielt, drehte sich per Pirouette an ihrer Gegenspielerin vorbei und schloss humorlos zum 4:2 ab (84.). Das Spiel war gelaufen – selbst die Gäste dachten nicht mehr an ein Wunder, was ihrer Körpersprache anzumerken war. Und so blieb es mit dem Schlusspfiff beim 4:2-Endstand.
Am kommenden Sonntag, den 21. September, reist der 1. FFC Frankfurt ins Rheinland zu Bayer 04 Leverkusen – Anpfiff zur Auswärtspartie am 4. Spieltag der FLYERALARM Frauen-Bundesliga-Saison 2019/20 ist um 14.00 Uhr.
Niko Arnautis: „Wir sind gut reingekommen, aber ein leichter Ballverlust hat uns einen Kaltstart beschert. Wir haben diese Ecke vor dem 0:1 gar nicht verteidigt bekommen. Die kann einstudiert sein oder nicht – so geht das nicht, das war ganz schwach verteidigt. Dann hatten wir die erste Halbzeit ganz gut in Griff, aber nach einem Konter den zweiten Gegentreffer bekommen. Es war wichtig, den Anschlusstreffer vor der Pause zu erzielen. In der Halbzeit haben wir angesprochen, das Spiel drehen zu können, Jena hatte auch in Potsdam geführt. Wenn wir weiter Druck machen, dann kreieren wir Torchancen. Am Ende haben wir verdient gewonnen. Man kann nicht immer aus 0:2 ein 4:2 machen. Wir müssen aber an einigen Dingen arbeiten, aber Ergebnisse zeigen insgesamt: Es ist nicht einfach, Spiele zu gewinnen in dieser Liga – wir sollten schön demütig bleiben und hart arbeiten. Letztes Jahr saß ich hier nach drei Spielen mit null Punkten, wir können also zufrieden sein mit sechs Punkten aus drei Spielen.“
Es ist nicht einfach, Spiele zu gewinnen in dieser Liga – wir sollten schön demütig bleiben und hart arbeiten.
Niko Arnautis
So spielte der FFC
Heaberlin – Aschauer (90.+1 Weilharter), Kleinherne, Störzel (75. Nüsken), Hechler – Pawollek, Mauron – Dunst, Freigang, Feiersinger – Reuteler (69. Martinez)
So spielte Jena
Hornschuch – Seiler, Arnold (84. Görlitz), Tellenbröker, Weiß – Graser, Julevic, Chlastakova (75. Karn), Meyer (70. Fudalla) – Kreil, Sedlackova
Tore
0:1 Arnold (3.), 0:2 Meyer (25.), 1:2 Reuteler (30.), 2:2 Dunst (61.), 3:2 Hechler (81.), 4:2 Martinez (84.)
Schiedsrichterin
Fabienne Michel (Odenwald)
Zuschauer
1.407
Gelbe Karten
- / Arnold