Vor einer grandiosen Kulisse mit 2.550 Zuschauern konnte der 1. FFC Frankfurt das offizielle Eröffnungsspiel der Jubiläumssaison 2019/20 in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga verdient, aber knapp mit 3:2 (2:1) gegen den 1. FFC Turbine Potsdam für sich entscheiden. Der Auftaktbegegnung der 30. Spielzeit ging eine feierliche kleine Eröffnungszeremonie voraus, bei der die Fahnen aller zwölf Bundesligisten ins Stadion am Brentanobad getragen wurden, bevor die ehemalige Nationaltorhüterin und U-Torfrauen-Trainerin des DFB, Silke Rottenberg, die Meisterschale in die Frankfurter Sportstätte hineintrug.
Ein Treffer nach dem anderen
Eine lange Anlaufzeit brauchte der Klassiker des deutschen Frauenfußballs nicht – das Spiel war erst sechs Minuten alt, als Laura Freigang über die linke Seite in den Potsdamer Strafraum dribbelte und von Johanna Elsig gelegt wurde – Stafstoß, entschied die Schiedsrichterin Angelika Söder. Laura Feiersinger verwandelte sicher und überlegt in die linke untere Ecke. Doch lange bis zum Ausgleichstreffer der Turbinen sollte es nicht dauern: Lara Prasnikar setzte sich nach feinem Pass gegen die FFC-Defensive durch, umdribbelte FFC-Torfrau Bryane Heaberlin und netzte zum 1:1 ein (14.). Nun ging es hin und her – nach einem Foulfreistoß von Neu-Kapitänin Tanja Pawollek, der perfekt in den Strafraum flog, köpfte Freigang optimal getimt die Kugel in die Maschen ein – eine großartige Unterhaltung für die Zuschauer mit zahlreichen Ehrengästen, wie dem Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier und der Eintracht-Delegation mit Vorstandsmitglied Axel Hellmann.
Der FFC präsentierte sich zum Saisonauftakt mutig und technisch in hervorragender Verfassung, doch Chancen gab es nach dem Drei-Tore-Start nur noch wenige, weil beide Mannschaften zwischen den Strafräumen das Spielfeld im Stadion am Brentanobad beackerten. Erst ein unplatzierter Kopfball der langgewachsenen Potsdamer Verteidigerin Rahel Kiwic (37.) und ein Torabschluss erinnerten den FFC daran, selbst wieder mehr für die Offensive zu tun und hinten die Bälle kompromissloser aus den Gefahrenzonen zu klären. Eine insgesamt sehr attraktive Begegnung und ein würdiger Klassiker des deutschen Frauenfußballs zum Auftakt in die 30. Spielzeit, der gerechtfertigt mit einer 2:1-FFC-Führung in die Pause ging.
Zur zweiten Hälfte des TV-Spiels gab es in beiden Aufstellungen keine Veränderungen. Gerade auf Frankfurter Seite funktionierte die Mannschaft mit drei Neuzugängen – Letícia Santos, Sandrine Mauron und Barbara Dunst – in der Startelf hervorragend und wirkte bereits erstaunlich harmonisch im Gesamtgefüge, auch wenn Potsdam fünf Minuten nach Wiederanpfiff den erneuten Ausgleich erzielen konnte: Erneut konnte die schnelle Stürmerin Prasnikar einen lang geschlagenen Ball verarbeiten und verwertete somit den Ball fast problemlos (50.).
Spektakel zwischen zwei Spitzenteams
Nach einer knappen Stunde ein Schock für die Gastgeberinnen: Nach einem Zusammenprall blieb FFC-Spielführerin Tanja Pawollek für einige Momente auf dem Rasen liegen. Die Mittelfeldspielerin konnte nach längerer Behandlungspause unter großem Applaus der zahlreichen Fans auf den Tribünen weitermachen. Die Partie wurde nun zunehmend zerfahrener, der Spielfluss wurde durch häufigere Unterbrechungen gestört.
Mit Stürmerin Shekiera Martinez wechselte FFC-Cheftrainer Niko Arnautis eine schnelle Offensivspielerin ein, die im Frankfurter Spiel wieder für mehr Tiefe sorgte – und mit der der FFC das Risiko erhöhte. Man merkte nun, dass der deutsche Rekordmeister dieses Eröffnungsmatch mit einem Dreier beenden wollte. Ausgerechnet die eingewechselte U19-Vizeeuropameisterin verwertete nach 81 Minuten den Ball, der nach einem Reuteler-Abschluss am Pfosten gelandet war, erfolgreich zum 3:2-Siegtreffer. Die Frankfurterinnen hatten die Unordnung in der Potsdamer Defensive gnadenlos ausgenutzt. Es galt nun, die Führung in den Schlussminuten nicht mehr aus der Hand zu geben – Chancen hatte der FFC, wie durch Feiersinger (90.+2), den Deckel auf das Ergebnis zu machen. Doch auch Potsdam warf nun alles rein, um zum dritten Mal auszugleichen und hatte noch die eine oder andere Möglichkeit – doch spätestens die US-Torfrau im FFC-Gehäuse war Endstation für die Gäste, sodass die Hessinnen glücklich, aber nicht unverdient den Sieg über die Zeit retteten.
Bereits am kommenden Freitag, dem 23. August, um 19.15 Uhr (live auf Eurosport) geht es am zweiten Spieltag weiter: Dann reist der FFC zum FC Bayern München, um die nächsten Punkte einzufahren…
Niko Arnautis: : „Alle haben gesehen, dass sich beide auf Augenhöhe begegnen sind, wir waren etwas zu nervös zu Beginn, doch die frühe Führung hat Selbstverstrauen gegeben. Potsdam hat aggressiv verteidigt, aber wir hätten nach der tollen Tanja-Flanke nach Pause 3:1 machen müssen und bekommen im Gegenzug nach unnötigem Fehlpass das 2:2. Danach hat Potsdam den Ball gut laufen lassen, das Spiel war auf Messers Schneide. Zum Glück waren wir heute der Sieger und ich bin einfach nur happy. Vor einem Jahr haben wir ein Riesenspiel in Potsdam und sind mit null Punkten nach Hause gefahren, heute geht es meinem Trainerkollegen Matthias ähnlich.“
ich bin einfach nur happy.
Niko Arnautis
So spielte der FFC
Heaberlin – Hechler, Kleinherne, Störzel, Santos – Pawollek, Mauron (90.+1 Gidion) – Dunst (73. Martinez), Freigang, Feiersinger – Reuteler (87. Matheis)
So spielte Potsdam
Fischer – Elsig, Kiwic, Graf (86. Höbinger) – Gerhardt, Zadrazil, Chmielinski, Ehegötz (76. Weidauer), Schwalm, Gasper – Prasnikar
Tore
1:0 Feiersinger (6./Elfmeter), 1:1 Prasnika (14.), 2:1 Freigang (17.), 2:2 Prasnikar (50.), 3:2 Martinez (81.)
Schiedsrichterin
Angelika Söder (Schwarzenbruck)
Zuschauer
2.550
Gelbe Karten
Störzel / Zadrazil