16.03.2019 / Frauen-Bundesliga

Am Punkt vorbeigeschrammt

In Unterzahl und nach 0:3-Rückstand beweist der 1. FFC Frankfurt beim 3:4 gegen die SGS Essen Moral.

Nach einem 0:3-Rückstand verliert der 1. FFC Frankfurt in einem spannenden und wilden Schlagabtausch in Unterzahl am 16. Spieltag der Allianz Frauen-Bundesliga 3:4 (0:2) bei der SGS Essen.

Essen startet offensiv, Frankfurt sucht Antworten

Im Essener Stadion an der Hafenstraße begannen die Gastgeberinnen offensiv - erste Torannäherungen wie die von Nicole Anyomi nach fünf Minuten brachten das FFC-Tor kaum in Gefahr. Wenig später kam auch der FFC zu seiner ersten Chance, als ein kluger Pass von Janina Hechler die in die Startelf gerückte Margarita Gidion erreichte, die jedoch noch vor dem Abschluss gestört werden konnte. Die erste halbe Stunde gehörte jedoch Essen, die Führung für den Club aus dem Ruhrpott deutete sich an, und nach zehn Minuten war es bereits soweit: Ein platzierter Distanzschuss von Turid Knaak fand den Weg zum 1:0 ins FFC-Tor (10.). Doch der FFC antwortete mit Offensivaktionen: Verena Aschauers Versuch segelte über das Tor (12.), Laura Feiersingers Pass in die Spitze wurde gerade noch gestoppt (14.).

Essen erhöht vor der Pause auf 2:0

Glück für den FFC, dass SGS-Akteurin Danica Wu einen durchgesteckten Ball in der 28. Minute nicht erreichte. Pech aus Frankfurter Sicht, dass SGS-Torhüterin Lisa Klostermann den Abschluss der allein auf sie zustürmenden Aschauer parierte (29.) - eine hundertprozentige Chance für die Gäste aus Hessen, die den verdienten Ausgleich bedeutet hätte. Die Essenerinnen agierten cleverer und erhöhten auf 2:0, als Ramona Petzelberger eine Hereingabe von Lea Schüller nach einem Missverständnis im Mittelfeld verwertete (32.). Auch wenn die Führung der SGS verdient war, hatte der 1. FFC Frankfurt noch vor der Pause Möglichkeiten zum Anschlusstreffer: Laura Freigang erwischte eine feine Hereingabe von Aschauer nicht ganz, so dass der Ball am Pfosten vorbeistrich (39.). Der FFC machte zu wenig aus seinen Torchancen. Vor dem Pausenpfiff dann der Schock für Frankfurt. Bei einem langen Einwurf kam FFC-Torfrau Bryane Heaberlin zu spät und blockte Lea Schüller. So vereitelte sie eine klare Torchance, die leider folgerichtige Rote Karte verrringerte die Chancen auf ein Comeback (41.). Für Heaberlin kam Cara Bösl ins Tor.

Kaum hatte die zweite Halbzeit begonnen, erhöhte Essen auf 3:0: Ein langer Ball hebelte die gesamte Frankfurter Abwehr aus, die schnelle Knaak schloss eiskalt ab (48.). Der FFC steckte nicht auf, doch viele Offensivakzente blieben im Ansatz stecken, es fehlte an Präzision. Auch Essen spielte viele Situationen nicht optimal aus und verpasste es, die endgültige Entscheidung herbeizuführen. FFC-Keeperin Bösl verhinderte im Eins-gegen-Eins gegen Schüller den nächsten Gegentreffer (71.), ehe die SGS-Stürmerin wenig später im FFC-Strafraum eine Chance vergab und den Ball über den Querbalken hämmerte. Eher zufällig führte ein Fehler in der SGS-Abwehr zum 1:3-Anschlusstreffer durch Reuteler (77.). 

Kampf um Aufholjagd

Das Spiel nahm nun an Fahrt auf, die Moral der Frankfurterinnen ließ erahnen, dass noch etwas möglich war: Mit dem Anschlusstreffer erwachte auch der Offensivgeist der FFC-Spielerinnen, die trotz Unterzahl mutig nach vorne spielten. Der Rekordmeister erhöhte in der Schlussphase noch einmal das Tempo. Nach 81 Minuten wurde Tanja Pawollek im SGS-Strafraum von den Beinen geholt, Marith Prießen verwandelte den fälligen Elfmeter - und verursachte gleich darauf selbst einen Strafstoß (83.). Anyomis Schuss aus elf Metern konnte Bösl noch mit einer Glanzparade entschärfen, doch im Nachschuss traf die SGS-Juniorinnen-Nationalspielerin zum 4:2. Der FFC warf nun alles nach vorne, gab sich nicht auf und Shekiera Martinez erzielte tatsächlich ihren zweiten Bundesligatreffer (90.+1) zum 3:4. Der siebenmalige Deutsche Meister witterte in Unterzahl seine Chance und setzte alles auf die Karte „Ausgleich“. Doch es blieb beim 4:3-Sieg für Essen.

Am kommenden Sonntag empfängt der 1. FFC Frankfurt am 17. Spieltag der Allianz Frauen-Bundesliga den FC Bayern München zum Spitzenspiel. Anpfiff des Spiels im Stadion am Brentanobad ist um 15.00 Uhr.

Niko Arnautis: „Es ist schwierig, über das Spiel zu sprechen. Fakt ist, dass die Zuschauer ein tolles, intensives, schnelles und spannendes Spiel gesehen haben. Die erste halbe Stunde waren wir nicht in der Lage zu zeigen, was wir spielen können – Essen war aggressiver und präsenter. Trotzdem hatten wir eine Riesenchance zum 1:1, kassieren im Gegenzug das 0:2. Nach der Pause und der Roten Karte wollten wir kompakter agieren, nach dem 0:3 sind wir nicht eingeknickt, haben Moral gezeigt – ich muss die Comebackqualität meiner Mädels loben: Mit dem Schlusspfiff können wir mit Glück sogar das 4:4 erzielen, dann sprechen wir von einer „Jahrhunderthalbzeit“ beim FFC. Die erste Halbzeit haben wir verpennt, Essen das Spiel fast geschenkt, aber in Unterzahl nach einem 0:3 Riesenmentalität bewiesen!“
 

Wir haben in Unterzahl nach einem 0:3 Riesenmentalität bewiesen.

Niko Arnautis

So spielte Essen

Klosterman – Klasen, Brüggemann, Hegering, Ostermeier – Knaak (80. Oberdorf), Wilde (64. Freutel), Petzelberger (88. L. Dallmann), Wu – Schüller, Anyomi

So spielte der FFC 

Heaberlin – Kleinherne, Prießen, Störzel, Hechler (52. Widmer) – Pawollek, Gidion (42. Bösl) – Feiersinger, Freigang (84. Martinez),  Aschauer – Reuteler

Tore

1:0 Knaak (10.), 2:0 Petzelberger (32.), 3:0 Knaak (48.), 3:1 Reuteler (77.), 3:2 Prießen (82./Foulelfmeter), 4:2 Anyomi (84.), 4:3 Martinez (90.+1)

Schiedsrichterin

Mirka Derlin (Bad Schwartau)

Zuschauer

1.060

Gelbe Karten

– / Gidion, Prießen

Rote Karte

Heaberlin